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Interview mit Stefan Boes
Herausgeber von KulturLand

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Interview mit Christine Walter
Redakteurin bei artechock


Christine Walter
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Landkultur um München - die Zeitschrift Kulturland

Interview mit Stefan Boes im April 2002; das Gespräch führte
Martina Marschall

Stefan Boes, geboren 1959 in Düsseldorf, gibt seit 13 Jahren die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift KulturLand mit einer Auflage von 3500 Exemplaren heraus. KulturLand erscheint in München und informiert aktuell über das kulturelle Geschehen rund um München. Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Buchbesprechungen sind die Hauptthemen. Nebenbei engagiert sich Stefan Boes politisch, er ist Sprecher des OV Schwabing für die Grünen. Wir wollten von Stefan Boes wissen, wo die Vor- und die Nachteile bei der Herausgabe einer eigenen, privaten Zeitschrift liegen.

Warum und wann haben Sie sich entschlossen, eine eigene Zeitschrift für Kultur rund um München ins Leben zu rufen, wie ist die Idee entstanden?

Der erste Schritt war die Verlagsgründung 1988. Die Idee war, den Raum rund um München, der ein kulturell sehr geschlossener Raum ist, inhaltlich darzustellen. Das hat historische Gründe, weil der altbayerische Raum immer sehr reich an kulturellen Angeboten war. Bis heute hat sich das fortgesetzt. Es gibt zahlreiche Konzert- und Theaterreihen, vor allem aber auch ein sehr großes Ausstellungsangebot. Dies durfte ich im Rahmen eines ersten Berufes kennen lernen, den ich neben meinem Studium hatte. Ich war lange Jahre beim Bayerischen Volksbildungsverband tätig, der zahlreiche Konzertreihen ausrichtete und auch in ganz Bayern kulturell aktiv war und ist. Die Idee, einen eigenen Verlag zu gründen, entstand, weil ich über das kulturelle Angebot informieren wollte. Dazu gehört die Notwendigkeit, von irgendetwas leben zu müssen. Also gründete ich den Verlag, mit dem Ziel, die Zeitschrift herauszugeben, die zuerst Stadt&Land hieß.

Sie sind ja mit der Verlagsgründung ins kalte Wasser gesprungen. Hatten Sie Vorkenntnisse im Bereich Journalismus und Verlagswesen? Gab es Bedenken, der Aufgabe nicht gewachsen sein zu können?

Bedenken gab es zum Glück nicht. Wenn man mit Bedenken ein Unternehmen gründet, hat man schon die Hälfte verloren. Eine gewisse Erfahrung habe ich insofern, als mir das Zeitungsmachen schon seit der Schule vertraut ist, wo ich Schülerzeitungen gemacht habe. Später kamen Publikationen an der Uni hinzu, die ich zum Teil auch herausgegeben habe. Berufliche Erfahrungen konnte ich beim Bayerischen Volksbildungsverband sammeln. Dazu kamen zwei Jahre beim Gasteig-Kulturzentrum, wo es auch Programmhefte zu gestalten gab. Aber das klassische, journalistische Handwerk - und dazu kann man jedem nur raten - das hab ich bei einer winzigen Zeitung hier im Dachauer Umland gelernt. Während dieser Zeit fuhr ich mit meinem alten Renault über Land, um Ausstellungen und Konzerte zu besuchen, um dann, schnell, schnell, zwei Stunden später die Texte abgeben zu müssen. Das war meine eigentliche journalistische Schulung, die ich bis heute nicht missen möchte.

Wie ist nach 13 Jahren die Resonanz auf KulturLand?

Die Resonanz wird zunehmend besser. Es gibt offensichtlich eine wachsende Notwendigkeit für ein solches Projekt außerhalb Münchens. Das liegt zum Teil an der Zunahme des kulturellen Angebotes, aber auch daran, dass immer mehr Menschen aus München wegziehen und sich draußen niederlassen. Es gibt einfach mehr Menschen, die wissen wollen, was außerhalb von München los ist. Die Resonanz ist aber erst nach einigen Jahren gewachsen, das muss man ganz klar sehen. Zu glauben, dass man ein solches Projekt bereits nach drei Jahren in schwindelerregende Auflagenhöhen katapultieren kann, ist illusorisch. Die klassische Ansicht, ein Unternehmen müsse sich nach drei Jahren gut rechnen, hat sich zumindest in meinem Fall als trügerisch erwiesen. Richtig rechnen tut es sich eigentlich erst seit einigen Jahren. Ich habe immer auch andere Dinge nebenher machen müssen, um überleben zu können. Heute ist es aber ein sehr schönes Gefühl, zu sehen, dass ein solches Projekt dann endlich Erfolg hat.

Sie finanzieren die Zeitung auch über Werbeeinnahmen, ist das nicht manchmal kritisch? Da erscheint dann neben einem tollen Artikel über Monet der Werbeslogan "Besuchen Sie den Landgasthof XYZ". Wie gehen Sie damit um?

Jede Zeitung lebt von Anzeigen, von nichts anderem. Eine Zeitung lebt nicht vom Verkauf und lebt nicht von den Abonnenten, die können, wenn man Glück hat, gerade mal die Druckkosten decken, aber nicht mehr. Das gilt auch für den Spiegel oder für Focus, für jede Zeitung. Die Aufteilung liegt etwas bei 70-80% Einnahmen durch Annoncen, die restlichen 20-30% decken sich ab durch Verkauf und Abonnements. Das Risiko ist bei KulturLand, die alle drei Monate erscheint, so groß, dass ich immer wieder meine, dies sei die letzte Ausgabe. Ich fange jedes Mal bei Null an, schaue auf mein Konto, kriege einen Schreck, ich schaue in die Zeitung, höre von Rezession und sage mir: Gut, das war's. Einen Monat später hat sich das Blatt gewendet, und ich freue mich, dass ich es wieder geschafft habe. Es ist jedes mal der Beginn bei Null, aber es ist auch jedes mal ein sehr schönes Gefühl, dass es doch wieder gelingen konnte.

Wie viele Mitarbeiter gibt es in ihrem Verlag?

Es gibt keine festen Mitarbeiter, alle arbeiten auf Honorarbasis, dass heißt, ich zahle Zeilengeld. Mittlerweile gibt es neun freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jeweils bestimmte Themen bearbeiten. Ein Kulturmagazin besteht ja aus den Ressorts Wort, bildende Kunst, Musik. Die einzelnen Mitarbeiter haben jeweils ihre Fachgebiete.

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Stefan Boes April 2002

E-Mail:
KulturLand@web.de
Homepage:
www.Edition-Kulturland.de

 
 
 
 
 
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