Datum | Thema |
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24.12. | Neuer Tarif ab 2005 |
| In der Tarifrunde für die Redakteurinnen und Redakteure an Zeitschriftenverlagen ist es noch gelungen, einen Tarifabschluss unter Dach und Fach zu bekommen: Ab Januar 2005 erhöhen sich die Gehälter um 1,3 %. Der Gehaltstarifvertrag tritt rückwirkend zum 1.6.2004 wieder in Kraft. Wir haben uns mit dem VDZ weiter darauf verständigt, dass der Manteltarifvertrag ein Jahr länger gilt und damit frühestens Ende 2006 gekündigt werden kann. Tarifabschluss.pdf |
Aug. | Newsletter August 2004 (Bernd Mann) visdP: Bernd Mann, ver.di München, Schwanthalerstr. 64, 80336 MünchenTel. 089 / 59977-7081. |
| AHVV Attic Futura Autoszene Verlag AZ Bertelsmann I Bertelsmann II Bertelsmann III BILD Burda ddp DSV Frankf. Rundschau I Frankf. Rundschau II Gruner + Jahr Handelsblatt Könemanns Oldenbourg Reed Elsevier Rheinische Post Springer / Bertelsm. Springer SBM SV I SV II SV III VNU Washington Post Weka Weltbild Zeitungsverlage | Heute gratis in der U-Bahn Aus für Men Active Big Brother schlägt zu Professionelle Praktikanten gesucht Integrativer Sozialplan Elefantenhochzeit m. Kollateralschaden Milliarden-Klage zugelassen Billiger Jakob in München Ethik für die Portokasse Zitterpartie für Beschäftigte Ran an die Jugend Abwärts zum Aufschwung Teure Un-Abhängigkeit Böse Post vom Kartellamt Kompaktes für die Republik Späte Überraschung Konzentration ohne Bildung Umsatzrückgang zur Profitmaximierung Betriebsrat will Bündnis Mächtiger Druck Bolzen für die Rendite Schrumpfen fürs Profil Mehr Schein als Sein Der Mohr kann gehen Neu im Mittelstand Mea culpa Schlechte Karten für viel Mäuse Rascheln im Klingelbeutel Hurra, die Post ist da |
| AHVV - Heute gratis in der U-Bahn |
| Wer kennt AHVV? Keiner! Darum rätseln auch unsere Wiener Freunde, woher der Ösi-Verlag das Geld hat, eine neue Gratiszeitung zu starten. Heute soll sie heißen, ab Anfang September mit 150.000 Exemplaren in Design-Boxen bei der Wiener U-Bahn ausliegen, 24 Seiten umfassen und von 9 Redakteuren gemacht werden. Doch wer steckt hinter AHVV? Krone-Chef und WAZ-Nervtöter Hans Dichand vermutet die bösen Buben der SPÖ, deren Sympathisanten wiederum vermuten eher Dichand. Der dürfte das freilich nicht ohne Genehmigung von 50%-Teilhaber WAZ. Doch das wäre für Dichand wohl eher eine Petitesse, schließlich bekriegt er sich bekanntlich voller Wonne mit seinem Teilhaber. AHVV-Chef Wolfgang Jansky sagt gar nichts und bestätigt nur einen Kredit der Bank Austria. Wiens nicht übermäßig verwöhnte Zeitungsleser sehen´s sarkastisch: "Hauptsache die Box ist edel, was in der Zeitung steht ist eh wurscht". |
| Attic Futura - Aus für Men Active |
| Der Münchner Lifestyle-Verlag (u.a. FHM, Car, Sugar) stellt Men Active ein. Das Heft war erst im April 2003 gestartet worden und sollte Men´s Health aus dem Motorpresse Verlag das Wasser abgraben. Das Automagazin Car, eine Lizenzausgabe von Emap in England, gibt es künftig nur noc zweimonatlich statt monatlich. Attic Futura gehört zum Murdoch-Imperium. By the way: Dessen News Corp. (u.a. Times, Sun, New York Post, Fox Broadcasting, BskyB) steigerte im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um 20 % auf 21 Mrd. Dollar und den Jahresgewinn auf 1,6 Mrd. Dollar. |
| Autoszene Verlag - "Big Brother schlägt zu |
| Der Münchner Autoszene Verlag, spezialisiert auf PS-Bastler (u.a. MMM/Mobile Men Magazin, Sound Off, VW WOB), wird zum 1.11.2004 von der Stuttgarter Motorpresse übernommen. Mit dem Zukauf des "rentablen Kleinverlags", so MP-Geschäftsfürher Friedrich Wehrle, "sichern wir das für uns strategisch wichtige Nischenthema Tuning". |
| AZ - Professionelle Praktikanten gesucht |
| Immer wieder goutieren wir im Internet die blumigen Ausschreibungen geschätzter Verlage. Im Juli etwa fanden wir bei Newsroom ein Angebot der AZ. Die suchte Praktikanten für die Sportredaktion, "gerne auch während der Olympiade". Voraussetzungen: "Erfahrungen im Sport-, Affinität zum Boulevard-Journalismus, Vorliebe für populäre Querdenke, Routine im Bearbeiten von Nachrichtenagenturen". Bei besonderer Eignung wird sogar ein "Sport-Volontariat" in Aussicht gestellt. Nun haben wir uns inzwischen fast schon daran gewöhnt, dass Berufsanfänger tunlichst über Studium, Volontariat, -zig Praktikas und jugendliches Alter verfügen sollen. Nicht gewöhnen wollen wir uns aber daran, dass Praktikanten jetzt schon über eine fertige Ausbildung samt Berufserfahrung zu verfügen haben! Und nebenbei: Das Volontariat an Tageszeitungen geht immer noch über alle Ressorts. Jedenfalls nach dem Volo-Tarifvertrag. |
| Bertelsmann I - "Integrativer Sozialplan |
| Der "Integrations- und Restrukturierungsprozess" von Random House und Heyne bleibt nicht ohne massive Folgen für die Beschäftigten. Rund 40 Kolleginnen und Kollegen sind bisher mit warmen Händedruck und überwiegend per Aufhebungsvertrag verabschiedet worden. Ungewiss ist auch die Zukunft der Heyne-Auslieferung in Garching. Die Kündigungswelle dort wurde mit den gesunkenen Auslieferungszahlen begründet. In der Branche wird gemunkelt, dass Random House alle seine Verlage bei einer Auslieferung zusammenfassen will. Unter diesem Aspekt stehen dicke Fragezeichen über dem Standort Garching, zumal die VVA Interesse daran haben dürfte, den Abgang von Ullstein zu kompensieren. Neben dem "Sozialplan Integration" wurde zwischenzeitlich per Einigungsstelle ein weiterer Sozialplan für alle sonstigen betriebsbedingten Maßnahmen in Angriff genommen. Durchwachsene Aussichten also für die Kolleginnen und Kollegen bei Random House und Heyne.. |
| Bertelsmann II - "Elefantenhochzeit m. Kollateralschaden |
| Die EU- und US-Kartellbehörden haben die Fusion von BMG (Bertelsmann Music Group) und Sony Music ohne Auflagen passieren lassen. Sony BMG wird der zweitgrößte Musikkonzern der Welt und schließt mit einem Umsatz von rund 4 Mrd. Euro zu Marktführer Universal Music auf (gehört zur französischen Vivendi-Gruppe). Nach der Freigabe der Fusion wird damit gerechnet, dass auch die konzernunabhängigen Konkurrenten Warner Music und EMI ihre schon früher geäußerten Fusionsabsichten wieder aufleben lassen. Die bislang fünf, jetzt vier Musikkonzerne beherrschen rund 80 % des Weltmarkts. Die Financial Times berichtet, dass der Fusion rund ein Viertel der Belegschaft - und damit weltweit rund 2500 Kolleginnen und Kollegen - zum Opfer fallen soll. Sony BMG plant für diese "Restrukturierungsmaßnahmen", die bis Mitte 2005 abgeschlossen sein sollen, rund 250 Mio. Euro ein. In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass bei dieser Gelegenheit auch gleich der ganze BMG-Standort München in Frage steht. Konzernsitz von Sony BMG wird New York. |
| Bertelsmann III - Milliarden-Klage zugelassen |
| US-Richterin Marylin Hall Patel hat die Milliarden-Klage von Musikfirmen gegen Bertelsmann wegen Urheberrechtsverletzungen durch die Musiktauschbörse Napster für zulässig erklärt. Bertelsmann hatte nach Auffassung der Kläger beherrschenden Einfluss auf Napster und haftet deshalb auch für die Rechtsverstöße. Allerdings kann die Klage momentan in Deutschland aus formalrechtlichen Gründen nicht zugestellt werden. Darüber wird im anlaufenden
Hauptsachverfahren entschieden. Für den Napster-Deal ließ
sich Ex-Bertelsmann-Boss Thomas Middelhoff früher gerne
feiern. |
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BILD -
Billiger Jakob in München |
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Seit
1. Juli verramscht BILD München die Anzeigenpreise. Eine
Seite soll derzeit zum Dumpingpreis von 2.500 Euro zu haben
sein (Listenpreis 15.400 Euro). Die Zielrichtung ist klar: die
eher dünne BILD soll an Umfang gewinnen - und so besser
bestehen gegen die Lokalmatadore AZ und tz. Die geben sich bisher
unerschütterlich und lassen alle Welt wissen, sich dem
Preisdruck nicht beugen zu wollen. Wie viel freilich jenseits
solcher Beteuerungen bereits ins Rutschen gekommen ist, belegte
jüngst ein Artikel in w&v (Ausg. 32) über das
"Rabattgeschacher" in der Branche. |
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Burda - "Ethik für
die Portokasse |
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Im
Juni erhielt Prof. Hubert Burda aus der Hand von Angela Merkel
den Zukunftspreis der CDU-Sozialausschüsse. Burda, so die
Laudatio, gelinge es, "Wirtschaft und Ethik erfolgreich
miteinander zu verbinden". Nicht alle Beschäftigten
können sich freilich der Feststellung anschließen,
dass im Hause Burda "stets der Mensch im Mittelpunkt steht".
Denn da steht schon manchmal die Portokasse zuvor. Das müssen
die jüngst gekündigten Kolleginnen und Kollegen im
Bildarchiv erfahren. Da bot Burda, von Ethik durchdrungen, für
25 Jahre Betriebszugehörigkeit immerhin 2 Monatsgehälter
Abfindung an. Das verschlug selbst dem Arbeitsrichter die Sprache,
der bemerkte, "ein wenig mehr" wäre da schon
wünschenswert. Die fünf Kündigungen sind nicht
sozialplanpflichtig. Zu einer freiwilligen Vereinbarung reichte
die erfolgreiche Verbindung von Wirtschaft und Ethik nicht.
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ddp - Zitterpartie
für Beschäftigte |
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Seit
Jahren werden die Kolleginnen und Kollegen bei ddp heftig gebeutelt.
Immer wieder schrammt die Agentur am Rande der Existenz. Nach
der Wende wurde die 1972 gegründete Nachrichtenagentur
mit der früheren DDR-Agentur ADN verschmolzen, später
ging sie in den Besitz von Pro7Sat1 Media über und wurde
schließlich im Herbst letzten Jahres im Management-Buyout
an Lutz Schumacher nd Wilfried Hub verkauft. Die nahmen Peter
Kölbel als Investor mit an Bord. Das Glück währte
nicht lange, denn Kölbel geriet in den Verdacht der Geldwäsche.
Inzwischen tragen die Parteien den Streit vor Gericht aus. Die
wirtschaftliche Lage der Agentur wird derweil immer schlechter.
Im Juli konnten die Gehälter nur verspätet und in
Tranchen ausbezahlt werden. Jetzt befürchtet der Betriebsrat
die Insolvenz des Unternehmens, wenn nicht schnell ein neuer
Investor gefunden wird. Bei ddp arbeiten rund 160 fest angestellte
Kolleginnen und Kollegen und rund 200 freiberuflich tätige. |
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DSV - Ran an die Jugend
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Beim
Deutschen Supplement-Verlag, einer Tochter der maul-belser Mediengruppe
in Nürnberg, die wiederum zur Arvato AG von Bertelsmann
gehört, wird heftig an einem neuen Zeitungs-Suppelement
gearbeitet. Zielgruppe sind 14- bis 19-Jährige. Die Beilage
- Arbeitstitel "Paper" - soll noch im Herbst starten.
Damit´s die richtigen Anzeigenkunden lockt, wird eine
bundesweite Abdeckung angestrebt. Das Redaktionskonzept soll
lt. DSV-Geschäftsführer Matthias Schönwandt "sehr
jung, populär und mainstreamig" sein. DSV ist spezialisiert
auf Supplements für Tageszeitungen und Zulieferung von
Programmseiten für Print- und Online-Medien. DSV-Schlachtschiff
ist die Programmzeitschrift rtv, die bundesweit 160 Tageszeitungen
mit einer Gesamtauflage von 7,2 Mio. Exemplaren beiliegt. |
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Frankf. Rundschau I
- Abwärts zum Aufschwung |
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Die Restmannschaft der FR soll
noch in diesem Jahr von rund 1100 auf 750 Beschäftigte
reduziert werden. Das verkündete die SPD-Schatzmeisterin
Inge Wettig-Danielmeier gegenüber der Berliner Zeitung.
2005 gehe man von einer "schwarzen Null" aus, "danach
von einer weiteren Besserung". Laut Wettig-Danielmeier
gab es nur die Wahl zwischen "dem Ende der FR und einem
strikten Sparkurs". Wie das Kürzungsprogramm umgesetzt
werden soll und wie die schon im letzten Jahr personell stark
ausgezehrte FR das überstehen soll, ist freilich noch offen.
90%-Eigentümer der FR ist seit kurzem die SPD-Medienholding
DDVG. Mit der hat sich FR-Geschäftsführer Günter
Kamissek überworfen, weshalb er dieser Tage den schnellen
Abgang machte. Dafür soll Michael Mayer-Böhm beratend
an Bord, Ex-Manager bei Axel Springer und dort verantwortlich
für die Fusion von Berliner Morgenpost und Welt. Ob da
Nachtigallen trapsen? |
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Frankf. Rundschau II
- Teure Un-Abhängigkeit |
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Kaum
waren am 4.8. die ersten 60.000 Exemplare der FR gedruckt und
ausgeliefert, ließ der Verlag alles wieder hektisch einsammeln
und einstampfen. Grund der Aufregung: In der Unterzeile "Unabhängige
Tageszeitung" war die kleine Vorsilbe "Un-" abhanden
gekommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Darum ließ
am nächsten Tag der Stellv. Chefredakteur launig wissen,
das verflixte Redaktionssystem sei´s gewesen. Wie auch
immer, liebe FR: Für einen kleinen Satzfehler gleich wieder
die halbe Auflage einsammeln und einstampfen?? Da käme
ja so manche Münchner Tageszeitung gar nicht mehr auf den
Markt! |
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Gruner + Jahr - "Böse
Post vom Kartellamt |
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Die
deutsche Ausgabe der National Geographic darf nach einer Entscheidung
des Bundeskartellamts nicht mehr bei Gruner + Jahr erscheinen.
Grund: Mit National Geographic erhält der Verlag bei populären
Wissensmagazinen eine marktbeherrschende Stellung (rund 75 %).
Pikant: Die deutsche Lizenzausgabe von National Geographic"
erscheint bereits seit 1999 bei Gruner + Jahr. Wie das Kartellamt
spitz vermerkt, hat die Bertelsmann-Tochter aber schlicht vergessen,
die deutsche Ausgabe dort zu beantragen. Gruner + Jahr hat bereits
angekündigt, Klage gegen die Entscheidung des Kartellamts
einzulegen. |
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Handelsblatt
- "Kompaktes für die Republik |
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Mit
dem Tabloidformat ( = halbes Zeitungsformat) verbinden viele
Verlage die Hoffnung auf junge (und kaufkräftige, sprich
anzeigenrelevante) Leserschaft. Auf den Zug will jetzt auch
die Verlagsgruppe Handelsblatt mit einer überregionalen
Tageszeitung springen. Die soll zwar über eine eigenständige
Redaktion verfügen, aber auch die "Ressourcen"
im Holtzbrinck-Konzern nutzen. Was wohl im Klartext heißt,
dass auch die Redaktionen Handelsblatt und Tagesspiegel zuliefern
sollen. Sitz der Redaktion ist Frankfurt, wo Axel Springer zurzeit
die Kompaktausgabe der Welt testet. Holtzbrinck hat übrigens
in Cottbus mit 20 Cent bereits ein Tabloid-Experiment laufen
(Newsletter berichtete). In tiefer Provinz, aber von der Republik
mit Argusaugen beobachtet. Am 18.8. wiederum berichtete das
Handelsblatt, will Axel Springer Ende des Jahres eine Tabloid-Version
von BILD testen will. Vorher sollen allerdings die ersten Auswertungen
bei der Welt-Kompaktausgabe abgewartet werden. Dabei geht es
um die Frage, ob das Kompaktformat genügend neue Leser
erschließt und sich die Abwanderung bisheriger Großformat-Leser
in Grenzen hält. |
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Könemanns
- "Späte Überraschung |
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Die
Könemanns-Insolvenz sorgte im Autorenkreis für eine
späte Überraschung. Kolleginnen und Kollegen, die
einst nach monatelangen Verzögerungen im Herbst 2002 ihre
Honorare erhalten hatten, bekamen Post vom Insolvenzverwalter.
Er erklärte die Anfechtung der Zahlung und verlangte umgehende
Rückzahlung. Mit Rechtsschutz von ver.di legten betroffenen
Kolleginnen und Kollegen dagegen Einspruch ein. Mit Erfolg.
Der Insolvenzverwalter nahm die Forderung zurück. |
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Oldenbourg
- "Konzentration ohne Bildung |
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Mitte
Mai verkündete die Oldenbourg-Gruppe, die Aktivitäten
auf die Industriebereiche zu konzentrieren. Von Bord geht damit
die Verlagssparte (u.a. Oldenbourg Schulbuchverlag, Bayerischer
Schulbuchverlag, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, Akademie Verlag).
Käufer ist die Cornelsen Verlagsgruppe, Nummer 8 im deutschen
Verlagsranking. Positive Effekte für Cornelsen: Die Verlagsgruppe
wird führender Anbieter im Schulbuchverlag, bekommt einen
potenten Marktzugang in Bayern und kann das Portfolio in den
Wissenschaftsbereich erweitern. Der Verlag schwärmt deshalb
von den vielen "synergetischen Effekten". Welche Auswirkungen
die Übernahme auf die Beschäftigten haben wird, ist
noch unklar. |
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Reed
Elsevier - Umsatzrückgang zur Profitmaximierung |
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Der
Marktführer unter den Fachverlagskonzernen, die britisch-niederländische
Reed Elsevier-Gruppe (in München vertreten mit Reed Business
Informations und Elsevier / Urban-Fischer) meldet für das
erste Halbjahr 2004 einen um 3,6 % leicht rückläufigen
Umsatz auf 3,4 Mrd. Euro. (Gesamtumsatz Vorjahr rund 7,1 Mrd.
Euro). Trotz des Umsatzrückgangs stieg das Vorsteuerergebnis
um 11 % auf nunmehr 641 Mio. Euro. Angesichts dieser Notlage
werden die Beschäftigten sicher Verständnis dafür
aufbringen, dass die deutschen Verlagstöchter aus der Tarifbindung
ausscheren und unbezahlte Mehrarbeit von den Beschäftigten
verlangen. Als weitere Sparmaßnahme ist eine Verlängerung
der Erscheinungsfrequenz bei der Ärztlichen Praxis im Gespräch.
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Rheinische
Post - Betriebsrat will Bündnis |
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Mit
einem "Bündnis für Arbeit und Veränderung"
will der Betriebsrat bei der "Rheinischen Post" den
Strukturwandel beim Düsseldorfer Zeitungsverlag mitgestalten.
Der Betriebsrat setzt auf kreative Lösungen, statt stur
Stellen zu streichen. Er will das Wissen und die Fähigkeiten
der Mitarbeiter einbringen und für den Veränderungsprozess
nutzen. Die Geschäftsleitung fordert in bekannter Manier
den Rausschmiss von annähernd 100 Kolleginnen und Kollegen,
vor allem aus Service-Center, Anzeigenabteilung und Gestaltung/Layout.
Das vom Betriebsrat vorgeschlagene "Veränderungsmanagement"
wird von der Verlagsleitung abgelehnt. So viel zum Thema betriebliche
Bündnisse... |
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Springer
/ Bertelsm. - Mächtiger Druck |
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Die
Axel Springer AG sowie die Bertelsmann-Töchter Gruner +
Jahr und Arvato haben sich darauf verständigt, ab Januar
2005 ihre fünf deutschen Tiefdruckereien mit insgesamt
rund 4500 Beschäftigten unter ein gemeinsames Dach zu bringen.
Der neue Gigant deckt rund 25 % des europäischen Tiefdruckmarkts
ab. Der Verdrängungswettbewerb in der Branche wird damit
weiter angeheizt. Die BR-Gremien der beteiligten Betriebe haben
eine Arbeitsgruppe gebildet und die beteiligten Geschäftsführungen
zu einem Spitzengespräch mit Betriebsräten und der
ver.di aufgefordert. Ziel ist es, verbindliche Regelungen zu
Standort- und Beschäftigungssicherung sowie zur Geltung
von Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen zu treffen.
Arvato baut übrigens gerade in Liverpool für 165 Mio.
Euro eine weitere Tiefdruckerei. |
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Springer
SBM - Bolzen für die Rendite |
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Bereits
im letzten Newsletter haben wir über aktuelle Planungen
bei Springer Science + Business Media (Springer SBM, nicht zu
verwechseln mit Axel Springer) berichtet. CEO Derk Haank ließ
jetzt die Presse wissen, dass Springer SBM (in München
u.a. Heinrich Vogel, MedKom, UrbanVogel, Zimpel) für 2004
eine Rendite von 15 % anpeilt, für 2005 gar von 20 %. Das
wird die Neueigentümer, die britischen Investmentgesellschaften
Cinven und Candover erfreuen. Die hatten die Fachverlagsgruppe
2003 für 1,05 Mrd. Euro von Bertelsmann erworben und dieses
Jahr mit den ebenfalls übernommenen wissenschaftlichen
Verlagen von Wolters Kluwer verschmolzen. Damit der Profit weiter
wächst, geht´s dem Personal an den Kragen. Die Drucktochter
Stürtz AG in Würzburg wurde an die niederländische
Euradius-Gruppe abgestoßen - mit noch nicht bezifferbaren
Folgen für die Beschäftigten. 200 bis 300 Arbeitsplätze
im Bereich Herstellung sollen zur indischen Tochterfirma SPS
in Madras verlagert werden. Betroffen davon sind die Standorte
Dordrecht (Holland) und Berlin. Haank schwärmt von "der
Qualität, der Schnelligkeit und den Preisen" bei seiner
indischen Tochter. Was die Frage aufwirft, warum dann nicht
gleich das ganze Konzernmanagement nach Madras verlagert wird... |
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SV
I - "Schrumpfen fürs Profil |
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Jünger,
frischer, weiblicher, zupackender soll die SZ werden, so Chefredakteur
Hans Werner Kilz. Was nach großem redaktionellem Konzept
klingt, hat freilich mehr die Anzeigenkunden im Visier. Ihnen
vor allem soll die "neue SZ" gefallen. Beim großen
Sprung fällt die Region hinten über. Eingestellt werden
die Ausgaben Holzkirchen, Weilheim und Bad Tölz. Freising,
Erding und Wolfratshausen werden weiter ausgedünnt. Zusätzlich
kämpfen die Rumpf-Redaktionen mit einer erneuten drastischen
Kürzung ihrer Etats. Der Verlag bleibt damit seiner Linie
treu, die Region nicht mit verlegerischem Ehrgeiz zu behelligen.
Bei der Fokussierung auf das "großstadtaffine Publikum"
passt der Leser in Oberbayerns weltabgewandten Bergdörfern
wohl nicht ins Schema. Schließlich, so Kilz, "bringt
der überregionale Leser viermal mehr". Ob vielleicht
am Konzept schon lange Zeit zu viel gespart wurde? Eigentlich
gehört die Region um München ja nicht gerade zu den
darbenden Provinzen dieser Republik. Von den Einstellungen und
Kürzungen sind die Freien bzw. Pauschalisten massiv betroffen.
Die dju-Forderung, sie in eine Abfindungsregelung einzubeziehen,
lehnt der Verlag kategorisch ab. Stattdessen wurden Betroffene
belehrt, sie könnten "froh sein, so lange für
den Verlag gearbeitet zu haben". So ist das im frommen
Bayern: Der Herr hat´s gegeben, der Herr hat´s genommen... |
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SV
II - Mehr Schein als Sein |
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Wie
war das mit dem verlegerischen Ehrgeiz? Ach ja, das intern "S2"
genannte Supplement, das nach dem Vorbild G2 des britischen
Guardian als tägliche Tabloidbeilage entstehen soll, liegt
weiter auf Eis. Die Aussicht auf sprudelnde Anzeigenerlöse
ist noch verhalten, weshalb sich die Gesellschafter noch zu
keiner Entscheidung durchringen konnten. Auch inhaltlich ist
die Linie wohl noch alles andere als klar. Soll´s nun
nach G2-Vorlage die "Einstiegsdroge für junge Leser"
sein, wie redaktionsintern schon als Ziel postuliert wurde?
Das kostet erst einmal, dürfte aber nicht gleich die Anzeigenflut
auslösen. Oder mutiert die Beilage zum Sammelbecken für
alles, was der Neuausrichtung dient, aber im Hauptblatt noch
die Leser noch verschrecken könnte? Denn "niemand
ist so konservativ wie der Zeitungsleser", so SZ-Verlagsleiter
Jan Bayer. Für die SZ ist deshalb auch kein Relaunch geplant.
Vielmehr soll das Erscheinungsbild in den ersten vier "Büchern"
nur sukzessive und verhalten geändert werden. |
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SV
III - "Der Mohr kann gehen |
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Das
Management im SV-Konzern lichtet sich. Dieser Tage traf es Johannes
Sevket Gözalan, Geschäftsführer des Unternehmensbereichs
Fachinformationen. Mit dürren Worten wurde er für
seine Sanierungsverdienste bei den Fachverlagen belobigt - und
dann zum Zwecke einer "strafferen Führungsstruktur"
in die Wüste geschickt. Gözalan trat nicht nur als
harter Sanierer auf, sondern zuweilen auch als kleiner Sonnenkönig.
Dem Vernehmen nach soll sich die Trauer im Bereich Fachinformationen
(u.a. Moderne Industrie, Medical Tribune, Europa Fachpresse,
Hüthig, redtec) in Grenzen halten.  |
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VNU
- Neu im Mittelstand |
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Der
Münchner Fachverlag für Computerpresse (u.a. PC Direkt,
PC Professionell) startet Anfang September ein neues Magazin.
Computer im Mittelstand erscheint in Kooperation mit ComTeam,
einem Verbund von Systemhäusern und IT-Händlern und
soll im Direktversand an deren mittelständische Kunden
geliefert werden. Startauflage ist 30.000, Erscheinungsweise
zweimonatlich. Eine Handelsauflage ist noch nicht geplant.  |
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Washington
Post - "Mea culpa |
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In
den Ausgaben vom 12.8. nahm die Washington Post selbstkritisch
Stellung zu ihrer einseitigen Irak-Berichterstattung. Howard
Kurz, einer der prominenten Autoren der Zeitung und Medienkritiker,
zog das Resümee, die Berichterstattung der Washington Post
sei im Rückblick "häufig auffallend einseitig".
Ähnliches haben wir von hiesigen Hurra-Patrioten bisher
nicht vernommen... |
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Weka
- Schlechte Karten für viel Mäuse |
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In
einem "Zwischenbericht" hat das Augsburger Landgericht
zu erkennen gegeben, dass die Schadenersatzklage von Weka gegen
den Süddeutschen Verlag "eher nicht vom Erfolg getragen
sein wird". Wie schon berichtet, fordert Weka vom SV Schadenersatz
in Höhe von 76,3 Mio. Euro für den geplatzten Verkauf
der Fachverlage in Poing. Die Kartellbehörde hatte damals
den Verkauf von zwei Elektroniktiteln als Voraussetzung für
die Übernahme durch den SV gefordert. Der SV fand partout
keinen Käufer. Weka unterstellte Absicht. Nach Zeugenanhören
kam das Gericht zu der vorläufigen Einschätzung, dass
alle Beteiligten die kartellrechtlichen Probleme unterschätzt
hätten und die Folgen eines Einspruchs in den Verträgen
"nicht differenziert" aufgenommen worden seien.
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Weltbild
- Rascheln im Klingelbeutel |
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Pater
Leppich selig wollte es im Klingelbeutel nur rascheln hören,
denn "Scheine klimpern nicht". Nun, die Verlagsgruppe
Weltbild, im Besitz von 14 Diözesen und der Soldatenseelsorge
Berlin, lässt es gewaltig rascheln. Nach den jetzt veröffentlichten
Zahlen wuchs der Umsatz 2003 auf 1,075 Mrd. Euro nach 948,4
Mio. Euro im Vorjahr. Zumindest der erste Teil des von Geschäftsführer
Carel Halff postulierten Augsburger Weltbildes dürfte damit
eingehalten sein: "Weltbild muss wirtschaftlich und gewinnorientiert
arbeiten, ohne aber die ideellen Ziele aus dem Auge zu verlieren".
Über letzteres mag diskutiert werden... |
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Zeitungsverlage
- "Hurra, die Post ist da |
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Die
Verlage Axel Springer, WAZ und Holtzbrinck wollen gemeinsam
mit der holländischen Post TPG und der Hermes Logistik
eine Allianz im Briefgeschäft eingehen und so eine Konkurrenz
zur Deutschen Post bilden. Die Verlage wollen dazu eine Beteiligung
an EP Europost eingehen. Die ist ein Joint Venture von TPG (71
%) und Hermes (29 %). Europost wird 2004 nach eigenen Angaben
rund 50 Mio. Sendungen zustellen. In Deutschland hält die
"gelbe Post" bisher bei der Briefzustellung noch einen
Anteil von rund 96 %. Ein Kuchen, an dem die Zeitungsverleger
gerne knabbern würden. Denn schließlich verfügen
sie über eigene Zustellorganisationen, und bei der mickrigen
Entlohnung der Zeitungszusteller könnte das Briefgeschäft
lohnend sein. Übrigens: In München werden in einigen
Stadtbezirken bereits testweise einzelne Briefsendungen über
Zeitungsträger zugestellt. Ain den letzten Monaten hat
der Süddeutsche Verlag, der sich im Stadtgebiet federführend
um die Zustellung aller Abozeitungen kümmert, die Zustelltouren
bereits komplett auf das Postleitzahl-System umgestellt. |