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Neuigkeiten aus der Welt der Medien
Archiv 2002
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Thema |
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Nachrichten
aus den Verlagen alphabetisch |
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Bertelsmann - Burda - Bol - Eichborn - Eichel - FAZ - Frankreich
- Holtzbrinck - Huss - Süddeutscher Verlag - Springer -
Trurnit - Zomba |
09.12.02
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Bertelsmann
/ Springer |
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Von
leeren Versprechen und Premium-Cash.
Im Oktober sollten bereits die Betriebsräte über die
Zukunft der BertelsmannSpringer Fachverlage informiert werden.
Heiliges Ehrenwort. Bis heute harren die Betriebsräte noch
immer der versprochenen Unterrichtung. Naja, vielleicht war
ja Oktober 2003 gemeint. Das würde freilich nicht zu einem
Bericht der SZ passen. Die hat nämlich nicht nur geoutet,
dass der Verkauf bis 30.6.2003 über die Bühne gehen
soll - sondern auch noch ausgeplaudert, was dabei so an Honoraren
über den Tisch geht (aber am besten unter dem selben bleiben
soll). Ist ja ´mal ganz interessant zu wissen, wohin so
die "Rettungsbeiträge" der Kolleginnen und Kollegen
fließen! Nach dem Bericht der SZ darf BertelsmannSpringer-Boss
Arnold Bahlmann mit einer Sonderausschüttung von 7 Mio.
Euro rechnen. Ein hübsches Geschäft für einen,
der "seit 20 Jahren dem Konzern angehört, ohne nach
außen durch enorme Leistungen geglänzt zu haben",
wie die SZ ätzt. Mit rund 60 Mio. Euro darf die in den
Verkauf involvierte Investmentbank Merrill Lynch rechnen, schlappe
3 Mio. Euro dürften den Wirtschaftsprüfern von KPMG
sicher sein. Alles "nicht Marktunüblich", wie
ein Bertelsmann-Sprecher die SZ wissen ließ. Weil das
für alle Beteiligten "zusätzliche Belastungen
und weit über das normale Maß hinausgehende Engagement"
bedeutet, versprach Bertelsmann-Finanzchef Siegfried Luther
auch gleich einen kleinen Anreiz in Form von 175.000 Euro "Ausgangsbetrag"
für die Sonderausschüttung. Wer sich davon gleich
ein Segelboot kaufen wollte, musste freilich zur Kenntnis nehmen,
dass nur ein "Premium"-Kreis von rund 20 Managern
zu den Auserwählten gehört. Der Rest von rund 5180
Subalternen scheint keineswegs besonders belastet zu sein. Ihnen
bleibt die ungeteilte Freude, den üblichen Management-
und Banken-Reibach - addiert rund 60 Mio. Euro - mit unbezahlter
Mehrarbeit finanzieren zu dürfen. Dass sie als Dank dann
die schöne Aussicht haben, für lau abgewickelt zu
werden, ist auch nichts Marktunübliches, `wie wir wieder
einmal feststellen dürfen. (bm) |
09.12.02 |
BOL:
Sag zum Abschied leise Servus |
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Im Zuge des Verkaufs des (zu Bertelsmann gehörenden) Internet-Buchhändlers
BOL an den Konkurrenten buch.de erschien ein Sonderangebot
der speziellen Art. Leider war es kurz darauf wieder weg, "ibusiness"
verdanken wir aber den Hinweis auf die der Nachwelt erhaltene
Seite: http://mirrors.us.sinuspl.net/www.bol.de/ Ein kleiner
Spaß für Insider! Buch.de legt Wert darauf, nur den
Kundenstamm sowie die Markennamen und Internet-Domains erworben
zu haben. Das spart Kosten, denn damit liegt kein Betriebsübergang
vor und die Beschäftigten von BOL in München können
in die Röhre schauen. Im Gegenzug des Verkaufs erwirbt
die DirektGroup Bertelsmann einen 25,1%-Anteil an buch.de.
Deren größter Gesellschafter ist mit 32 % die Thalia
Holding, die neben dem Direktgeschäft rund 100 Buchhandlungen
betreibt und wiederum zur Douglas Gruppe gehört.
Als nächstes erwarten wir das parfümierte Buch. Es
könnte mit buch.de über den dann (nach Amazon)
zweitgrößten deutschen Online-Buchhändler vertrieben
werden
(bm) |
09.12.02 |
Burda & der Belzebub
Bauer |
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Bauer
hat bei Gericht obsiegt: Er muss Burda die Abo-Dateien für
die deutsche Lizenzausgabe des "Playboy" erst nach
Ablauf der Lizenz übergeben. Die amerikanische Mutter Playboy
Inc. hatte den Lizenzvertrag mit Bauer zum Jahresende gekündigt
und an Burda übergeben, dabei aber eine vertragliche Regelung
zur Aboübergabe vergessen. Kleines Schienbeintreten, von
dem die Beschäftigten leider nichts haben. Denn inzwischen
hat´s erste betriebsbedingte Kündigungen in der ehemaligen
Playboy-Redaktion bei Bauer gegeben. Bauer hatte die Redaktion
nach dem Lizenzentzug in eine Entwicklungsredaktion für
ein Konkurrenzobjekt im wohl bekannten "Playboy"-Markt
umgewidmet. Mal schauen, was die bisherigen "Playboy"-Abonnenten
als Januar-Ausgabe geliefert bekommen...(bm) |
09.12.02 |
Eichborn: Abgänge
nach München |
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Einst
machte Eichborn Furore. Zuerst mit dem Verlegen einer neuen
Humorkultur, dann - als erster und einziger mittelständischer
Verlag - mit dem Börsengang im Sommer 2000. Eichborn diversifizierte
mit den Erlösen, beteiligte sich im Musikmarketing (Double
Fun) und beim Film (Classic), kaufte sich die Mehrheit beim
Züricher Pendo Verlag und bei Lido Hörbuch. Die Aktie
ist in den Keller gerauscht. Und damit postuliert auch Eichborn,
was alle rufen: Weg mit den Beteiligungen, Konzentration auf
das Kerngeschäft. Im Streit darüber hat jetzt Programmchef
Wolfgang Ferchl das Handtuch geworfen. Die Option ist auch nicht
schlecht. Es lockt eine wundervolle Altbauvilla in bester Schwabinger
Lage - und darin das Verleger-Büro des Münchner
Piper Verlags. Im Gefolge hat er auch gleich Walter Moers,
den wichtigsten Eichborn-Autor und Erfinder des "Kleinen
Arschlochs". Der Stoff wird ihm in München nicht ausgehen.
Schließlich bietet die Stadt nicht nur schöne Paläste,
sondern auch herrliche Intrigen (siehe Berichte oben). Und auch
Pipers Mutterschiff, die schwedische Bonnier-Holding,
ist für kleine Zyniker ein unerschöpflicher Quell
der Inspiration. Ferchl-Vorgänger Viktor Niemann darf sich
jetzt um die bessere Kommunikation der in die Holding eingebundenen
Verlage (Piper, ArsEdition, Malik, Kabel, Carlsen, Thienemann)
kümmern. (bm) |
09.12.02 |
Eichel: Mit Scheibe volle
Steuer |
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Eichel:
Mit Scheibe volle Steuer
Ein schönes Ei hat der Bundesfinanzminister den Zeitschriftenverlegern
ins Nest gelegt. Ab 1.4.2003 sollen Zeitschriften, denen CDs
oder Gimmicks beigelegt sind, mit dem vollen Steuersatz von
16 Prozent belegt werden. Die Pläne treffen insbesondere
Computer- und Jugendzeitschriften, aber auch Lifestyle-Titel
und Nachrichtenmagazine gehen zuweilen mit solchen Beilagen
an den Kiosk. Der Entfall der Steuervergünstigung soll
50 Millionen Euro Mehreinnahmen bringen. Die Zeitschriftenverleger
haben massiven Widerstand gegen die geplante Änderung angekündigt.
(bm) |
09.12.02 |
FAZ: Wettrennen um Köpfe
mit dem SV |
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Wenn
das Wettrennen wie bisher um Verkaufsauflage und Verbreitung
ginge oder um Edelfedern aus dem Feuilleton, wär´s
ja schön. Das neueste Wettrennen scheint aber darum zu
gehen, wer noch schneller und noch energischer seine Belegschaft
dezimiert. Wie "Horizont" am 28.11. meldete, stehe
auch bei der FAZ eine neue Kündigungswelle bevor. Insgesamt
sollen 20 % der Belegschaft den Tritt in den Allerwertesten
bekommen. Damit zöge die FAZ prozentual mit dem SV gleich.
Schöner wäre es, wenn denn auch irgendwo eine Strategie
erkennbar wäre, wie der Wettbewerb auch ´mal wieder
um Qualität und Inhalte geführt werden könnte.
(bm) |
09.12.02 |
Frankreich: Alle (Taschen)Bücher
unter einem Dach |
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Gehört
zwar nicht direkt zum Journalismus, wirft aber einen bezeichnenden
Blick auf die Konzentrationswelle und Entwicklungen im europäischen
Medienmarkt: Im literatur- und diskursfreudigen Frankreich entwickelt
sich die zur Groupe Lagardere gehörende Hachette
Livre zum Monopolisten. Nach der Übernahme von Vivendi
Universal Publishing (VUP) beherrscht Hachette 80 % des
französischen Taschenbuchmarkts. Bei Lexikas ist das Monopol
komplett. Das Bild wir vervollständigt durch die Beherrschung
von rund 70 % des Vertriebsmarkts. Die EU-Kommission muss der
Übernahme zustimmen. In Frankreich wird befürchtet,
dass die Kommission zustimmt, sofern Lagardere auf die Übernahme
der Schulbuchverlage von VUP verzichtet. An der Marktbeherrschung
im Bereich Taschenbuch und im Buchvertrieb würde das nichts
ändern. In Frankreich hat sich eine Verleger-Initiative
gegründet, die gegen einen zustimmenden Bescheid der EU-Kommission
Einspruch einlegen will. Vivendi musste verkaufen, weil der
Konzern hoch verschuldet ist. In einem gewagten finanziellen
Kraftakt hatte sich der ursprüngliche Wasserlieferant (General
des Eaux) in einen Medienkonzern verwandelt. Dabei soll´s
auch bleiben, denn momentan sucht Vivendi einen Käufer
für die Hälfte seines noch verbliebenen 40,4 %-Anteisl
an der Wassersparte, die heute unter "Vivendi Environment"
firmiert. Französische Verhältnisse auch bei uns?
Vielleicht entdeckt ja die WAZ oder Bertelsmann jetzt das Wassergeschäft??
(bm) |
09.12.02 |
Gruner & Jahr |
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Gruner
& Jahr (Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Tipp) übernehmen.
In der "vorliegenden Form" hat dagegen allerdings
das Kartellamt Einspruch erhoben. Nach einem Bericht der "Financial
Times Deutschland" überlegt Holtzbrinck jetzt eine
Holdingstruktur für die Übernahme des Berliner Verlags.
Sie soll aus Holtzbrinck, SWMH und Medienunion bestehen, die
übrigens auch schon alle um die SZ gebuhlt haben und alle
mit nicht gerade transparenten Strukturen aufwarten. Der Verdacht
erhärtet sich, dass dieses "Konsortium" noch
viel enger zusammenarbeitet, als bisher wahrgenommen. (bm) |
09.12.02 |
Holtzbrinck: Marktbereinigung
in München |
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Was die
dju-Kiebitze am 28.11. schon meldeten, hat Holtzbrinck jetzt
offiziell verkündet: die Fachverlage Urban + Fischer,
Spektrum Akademischer Verlag, der medizinische Mailorder-Buchhandel
Rothacker sowie die SFG Servicecenter Fachverlage
werden zum Jahresende samt rund 350 Beschäftigter an Reed
Elsevier, genauer an die Elsevier Science, verkauft. Der Verkauf
muss durch die Kartellbehörden in Deutschland und Österreich
abgesegnet werden. Bei Holtzbrinck verbleibt der Verlag Spektrum
der Wissenschaften. In München ist der britisch-holländische
Medienkonzern bereits mit dem Verlag Reed Business Informations
vertreten. Welche Synergien Reed-Elsevier zwischen den deutschen
Verlagen nutzen will, bleibt momentan noch Spekulation. Es wäre
aber die erste Fusion, bei der nicht Arbeitsplätze abhanden
kommen. Bei Urban + Fischer ist ohnehin schon ein deutlicher
Stellenabbau im Gang. Mit der Übernahme baut Reed-Elsevier
seine Machtstellung im Bereich Fachverlage weiter aus. Holtzbrinck
kann sich dafür ungestörter seiner neu erwachten Liebe
für das Kerngeschäft mit Regionalzeitungen widmen.
Hier hat man auch wieder Expansionspläne. Wenn es Gelegenheiten
gäbe, würde man im Konzern "ruhig und still unsere
Entscheidungen treffen", so Stefan von Holtzbrinck in einem
Interview mit der "Financial Times Deutschland". Den
Gerüchten von Liquidätsproblemen hält Holtzbrinck
ein Ergebnis im "zweistelligen Mio.-Bereich" für
2002 entgegen. Wie dem auch sei: Im Zuge der gerade großflächig
gestarteten Marktbereinigung und im Gegengeschäft mit RTL-Anteilen
will Holtzbrinck ja gerne die Berliner Regionalpresse von Gruner
& Jahr (Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Tipp, zitty)
übernehmen. In der "vorliegenden Form" hat dagegen
allerdings das Kartellamt Einspruch erhoben. Holtzbrinck hat
gegenüber dem Kartellamt erklärt, dass man den Berliner
Verlag alleine übernehmen wolle. Zugeständnisse seien
nur bei "Tipp" und "zitty" denkbar. Die
"FTD" hatte dieser Tage berichtet, dass Holtzbrinck
auch an eine Holdingstruktur für die Übernahme des
Berliner Verlags denke. Sie soll lt. "FTD" aus Holtzbrinck,
SWMH und Medienunion bestehen, die übrigens auch schon
alle um die SZ gebuhlt haben und alle mit nicht gerade transparenten
Strukturen aufwarten. Der Verdacht erhärtet sich, dass
dieses "Konsortium" noch viel enger zusammenarbeitet,
als bisher wahrgenommen. (bm) |
09.12.02 |
Huss: "Personal-Profi"
übernommen |
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Die
Berliner Depandance des Münchner Huss Verlags hat vom Verlag
C.H. Beck in München den Titel "Personal-Profi"
übernommen. Zum Paket gehören auch einige Fachbücher,
darunter das Straub "Jahres-Handbuch Personal", ein
Standardwerk für Personaler. Die Belegschaft muss derweil
weiter - wie schon seit Jahr und Tag - darauf harren, dass auch
einmal ein leibhaftiger Personalprofi im Verlag all das umsetzt,
was die hauseigenen Medien zum Thema Personalmanagement verkünden.
(bm) |
09.12.02 |
Springer: Alpenland ist abgebrannt |
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Die Axel
Springer AG gibt ihr letztes Engagement im Alpenland auf. Der
65 %-Anteil an der "Tiroler Tageszeitung" geht
am Jahresende zurück an die Erbengemeinschaft Moser, die
bisher die restlichen 35 % gehalten hat. Der Rückzug sei
strategischer Natur, verkündete Springer in einer Pressemeldung.
Damit beendet Springer seine Aktiviäten auf dem österreichischen
Pressemarkt. Zuvor waren bereits die Beteiligungen am "Der
Standard", beim Sportmagazin und der News Verlagsgesellschaft
abgegeben worden.
Ob zum Alpenland auch München zu zählen ist, wird
sich bald weisen. Denn schon lange unken Branchenbeobachtert,
dass Springer sich von seiner Münchner Buchverlagsgruppe
Ullstein-Heyne-List trennen wird. Als potentieller Käufer
hatte sich Bertelsmann ja schon selbst ins Spiel gebracht.
Springer hat schon einen Mietvertrag für einen Neubau in
der Münchner Bayerstraße in der Tasche, dementiert
jegliche Verkaufsabsicht und gibt Treueschwüre für
seine Buchverlagsgruppe ab. Das Problem ist nur, dass die Halbwertszeit
für Treueschwüre in der Verlagsbranche so dramatisch
sinkt. Dieser Tage wird in der Branche kolportiert, die Verlagsgruppe
könne gespalten werden. Für Heyne, so die Flüsterpost,
könnte sich ein Interessent aus dem Elchland finden. Und
für den Rest kämen die üblichen Verdächtigen
in Frage. (bm) |
22.12.02 |
SV-Konzern: Langweiliger
Management-Job |
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Die Management-Aufgaben im SV-Konzern
müssen ätzend langweilig sein. Wie anders ist es sonst
zu erklären, dass sich immer mehr der führenden Häupter
das Bedürfnis haben, sich "neuen Herausforderungen
zu stellen", wie es in den Pressemeldungen so schön
heißt. Solches Verlangen hat bei SVHFI zum Abschied von
Lars Schneider und Helmuth Schmitz geführt, bei SVHFI dieser
Tage - zum Beispiel Klaus Hengstler, Vorstand bei der SV-Tochter
MI (Moderne Industrie) in Landsberg und Evelyn Boos, bisherige
Verlagsleiterin von MI und MVG. Mit ihr geht nicht nur Martin
Brüninghaus, Noch-Marketing- und Vertriebsleiter, sondern
es wandern auch gleich die MI-Buchverlage von Landsberg
nach Frankfurt, wo bislang die Tochter Ueberreuter sitzt. Die
Wanderschaft hat schon Tradition. Schließlich ging die
Reise für die Buchverlage zunächst von München
nach Landsberg, dann wieder zurück nach München und
jetzt an den Main. Der SV verfolgt damit weiterhin seine geniale
Movement-Strategie: Entschlusskraft ist Bewegung ist Dynamik
ist Aufbruch zur Restrukturierung der letzten Umstrukturierung.
Oder, wie der Süddeutsche als solcher sagt, "Hauptsach´
oogschafft is´". Sinn macht das für den SV unter
dem Aspekt, dass möglichst viele der bisherigen Beschäftigten
das Theater nicht mehr mitmachen wollen und damit preisgünstig
das Handtuch werfen. Abgängig im Konzern ist auch Dr. Dirk
Refäuter, bislang Sprecher der Geschäftsführung
des Süddeutschen Verlags. Er war im September 2000 von
Bertelsmann gekommen. Zwischen ihm und dem verkrachten Gesellschafterkreis
soll die Chemie schon länger nicht mehr gestimmt haben.
Dass der Abschied nun so schnell gekommen ist, dürfte auch
damit zu tun haben, dass er für die happige Schadenersatzklage
von Weka den Sündenbock spielen darf. Die Verhandlungsführung
hatte Refäuter, der allerdings kaum ohne Wissen der Gesellschafter
gehandelt haben dürfte. Wie schon berichtet, fordert Weka
wegen des geplatzten Übernahmedeals einen Schadenersatz
von 75,3 Millionen Euro. (bm) |
22.12.02 |
SV Fachverlage: Die Axt
im Haus erspart das Nachdenken |
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Während andere ihr unstillbares
Verlangen nach neuen Herausforderungen bekunden müssen,
macht einer rasant Karriere: Johannes Gözalan, erst im
November an Bord geholt, eilt als Exekutor durch die Fachverlage,
von München bis Landsberg, von Frankfurt bis Heidelberg.
Fehlende Branchenkenntnisse - Gözalan war zuletzt Vice
President von Continental Europe - wird durch unbekümmerte
Entschlussfreude ausgeglichen. Damit beantwortet sich auch die
"Frage des Tages" vom kress-Report am 14.11.2002:
"Wird Gözalan endlich Ruhe in die SV-Fachverlage bringen?"
Nein, das nun bestimmt nicht! Die Flurschäden nehmen erschreckende
Ausmaße an. So ist das Erscheinen eines Objekts akut gefährdet,
nicht weil Anzeigen fehlen oder der Profit nicht stimmt, sondern
weil gleich die ganze Redaktion gekündigt und freigestellt
werden soll. Hauptsach´, oogschafft is´. Es droht
nicht nur die betriebsbedingte Kündigung sondern auch gleich
die Behandlung als kriminelles Subjekt. Etwa durch barsche Aufforderung
zum Verlassen des Arbeitsplatzes, obwohl noch nicht einmal die
Anhörung beim Betriebsrat abgeschlossen ist. Als schließlich
ein Kollege von "w&v unter Androhung des Hausverbots
ultimativ zum Verlassen des Büros aufgefordert wurde und
ihm mit dem Hinweis, es sei ein verbotenes Privatgespräch,
der Anruf bei seinem Anwalt verwehrt wurde, platzte der Redaktion
der Kragen. Sie und weitere Mitarbeiter des Europa Fachpresse
Verlags fanden sich zu einer spontanen Demonstration in
den Büros der Personalleitung ein. Die gelobte zwar Besserung,
der vollkommene Verfall jeglicher Sitten und jeglichen menschlichen
Anstands zeugen aber entweder von Maßlosigkeit oder von
Panik. Beides sind erschreckende Feststellungen, wenn eigentlich
Solidität und Qualität im Wettbewerb gefragt sind.
Unnötig zu erzählen, dass die Sozialplanverhandlungen
nicht voran kommen. Gegen die Mickrigkeit des Verlags hat der
Betriebsrat jetzt die Einigungsstelle angerufen. Doch wo soll
das Geld auch herkommen? Schließlich wird der Verlag ja
schon ein paar Euros für die Abfindung der Dampfhammer-Sanierer
beiseite legen müssen. Denn merke: an der eigenen Abfindung
sparen die Sanierer dieser Welt nie. (bm) |
18.12.02 |
500 protestieren vor SV |
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Am Mittwoch, 18.12.2002, haben
um die Mittagszeit rund 500 Beschäftigte des Süddeutschen
Verlags und seiner Tochterbetriebe vor dem ehrwürdigen
Verlagsgebäude in der Sendlinger Straße gegen die
rigide Arbeitsplatzvernichtung und das Missmanagement im Konzern
protestiert. Zur gleichen Zeit protestierten auch Beschäftigte
der SV-Tochter Hüthig in Heidelberg. In Kurzansprachen
gingen ver.di-Landesbezirksleiter Josef Falbisoner, der Betriebsratsvorsitzende
des SV, Klaus Schönauer, und der Betriebsratsvorsitzende
der SV-Hüthig-Fachverlage am Standort München, Harald
Purzel, mit Management und Gesellschaftern hart ins Gericht.
Zwar leide der Verlag auch unter der Anzeigenkrise, dieses Problem
sei aber durch krasse Managementfehler und das Verhalten der
Gesellschafter dramatisch verschärft worden. Mit schrillen
Pfiffen wurde der Hinweis quittiert, dass sich die Gesellschafter
in den letzten Jahren zwar exzessive Ausschüttungen genehmigten,
jetzt aber nicht zu ihrer Verantwortung stehen. (Hinweis: Die
Alt-Gesellschafter des SV hatten eine Kapital-aufstockung aus
eigenen Mitteln abgelehnt). Heftig kritisiert wurden auch die
rüden Methoden des Konzerns im Umgang mit gekündigten
Mitarbeitern. So wurden bei SVHFI langjährige Mitarbeiter
aufgefordert, sofort den Arbeitsplatz zu räumen, obwohl
noch nicht einmal die Betriebsratsanhörung zur Kündigung
erfolgt war. Aus der Protestversammlung wurde auch heftiger
Unmut gegen das Wirken der Beratungsgesellschaft Roland Berger
geäußert. Für das Honorar von geschätzt
einer Million Euro käme nur das immer gleichen Rezepte
heraus: Personalabbau um jeden Preis. Der Betriebsrat fordert
jetzt ultimativ, das Gesamtkonzept von Berger zur Einsicht zu
erhalten. Dagegen wehren sich Verlagsleitung und Gesellschafter
ebenso, wie gegen die Einrichtung eines Wirtschaftsausschusses.
(Als Tendenzunternehmen ist der SV dazu nicht verpflichtet).
Sollte der Verlag bei seiner bisherigen Politik bleiben und
sollte er weiterhin die Einsicht in die Wirtschaftsdaten und
das Berger-Konzept ablehnen, kündigte Klaus Schönauer
eine neue Form der aus Wendezeiten bekannten "Montags-demonstrationen"
an. Diesmal freilich in der Sendlinger Straße in München.
(bm) |
09.12.02 |
Süddeutscher Verlag:
Störende Sterne, verstörende Schriftsätze |
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Der
"stern" sorgt für Aufregung im SV. Behauptet
er doch in seiner neuesten Ausgabe, der Geschäftsführer
des neuen SV-Gesellschafters SWMH, Jürgen Dannemann,
habe gegenüber einem der Alt-Gesellschafter des SV erklärt,
"nicht unbedingt" an Chefredakteur Werner Kilz festhalten
zu wollen, wenn er "den wirtschaftlichen Interessen des
Hauses" im Wege stehe. Gemünzt war diese angebliche
Aussage auf eine angebliche Weigerung von Kilz, weitere Kündigungsopfer
in der Redaktion darzubringen. (Siehe unseren Bericht vom 28.11.
"Mit Holzfäller-Kreativität...") Wer nun
was gesagt hat oder nicht - Dannemann bekommt gleich ´mal
einen Eindruck von dem Münchner Haifischbecken. Schließlich
soll er den Vorsitz des (von uns ebenfalls am 28.11. gemeldeten)
neuen "Lenkungsausschusses" übernehmen. Das Gremium
soll Handlungsfähigkeit im Kreis der sich in gegenseitiger
Abneigung verbundenen Gesellschafter herstellen. Und da will
offensichtlich jemand dem "Neuen" gleich ´mal
zeigen, wo der Bartl den Most holt. Dannemann bleibt einstweilen
nur energischer Widerspruch - "alles frei erfunden"
- und die Ankündigung rechtlicher Schritte. Haifische und
Presse lauern dem weiteren Geschehen, das ist sicher. Kilz mag
derweil die kleine Intrige vor Augen haben, mit der sein Kollege
Wolfram Weimer sich jüngst zur freiwilligen Aufgabe als
"Welt"-Chefredakteur genötigt sah. Nun
ist es ja gut, dass der SV sonst kaum erwähnenswerte Probleme
hat und sich deshalb mit Wonne dem Possenspiel widmen kann.
Störend allenfalls das kleine Schriftsatz-(Schar)Mützel
aus dem schwäbisch-bayerischen Kissing. Damit hat Weka
wahrgemacht, was schon länger als Gerücht kursierte:
eine happige Schadenersatzforderung gegen den SV. 76,3 Millionen
Euro will die Verlagsgruppe - und damit ungefähr die Hälfte
des damals vereinbarten Kaufpreises. Der Vorwurf: der SV habe
die kartellrechtlichen Auflagen zur Übernahme der Weka-Fachverlage
absichtlich nicht erfüllt und so den Deal bewusst
platzen lassen. Der SV sollte sich damals von anderen Verlagsbereichen
trennen, fand für diese aber innerhalb der vom Kartellamt
gesetzten Frist partout keine Käufer. Die Phase fiel just
in den Management- (und Paradigmen-) Wechsel im SV und der Neuorientierung
ins Zeitungsgeschäft. Solche Zusammenhänge freilich
weist der SV weit von sich. Es sei schlicht "der vertraglich
vorgesehene Endtermin verstrichen, bevor die kartellrechtliche
Freigabe für die Übernahme vorlag". Dies freilich
bestreitet Weka ja auch gar nicht, es vermutet nur die böse
Absicht. Wir werden über den Fortgang in den nächsten
Jahren berichten
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09.12.02 |
Süddeutscher Verlag
II: Blaue Briefe für Pauschalisten |
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Süddeutsche.de:
Blaue Briefe für Pauschalisten und Feste
Die letzte Rotstiftaktion des Konzerns setzt besonders der Online-Tochter
zu. Ende November wurden alle bestehenden Pauschalistenverträge
gekündigt. Auch bei den Festen gibt es weitere drei Kündigungen.
Das wird nicht ohne Folgen für den Online-Auftritt der
Süddeutschen Zeitung bleiben. Hier ist mit einer deutlichen
Reduktion des eigenständigen Angebots zu rechnen. Über
anderen Schreibtischen bei der Süddeutschen Zeitung hängt
derweil das Beil an einem seidenen Faden. So hat das SZ-Magazin
zwar eine "Bestandsgarantie", aber so ehern ist die
nicht. Denn der Schwur gilt erklärtermaßen nur so
lange, wie nicht durch neu sich auftuende finanzielle Abgründe
weiterer "Sanierungsbedarf" besteht. Gleiches gilt
für die kostenintensive NRW-Redaktion. Restlos abgespeckt
sind bereits die Landkreis-Redaktionen rund um München.
Trotzdem wird auf den lokalen politischen Parketten, besonders
im Münchner Osten, heftig gemunkelt, der SV wolle hier
weiter eindampfen. |
09.12.02 |
Trurnit: Einstweilen keine
"Vorschau" |
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Der
Pressegrosso wollte den Absatz von Zeitschriften ankurbeln und
hatte dazu eine schöne Idee: Alle Monate präsentieren
(auf zunächst geplanten 32 Seiten) Zeitschriften, die 14täglich
oder monatlich erscheinen, eine Auswahl ihrer redaktionellen
Themen. Mit einer Auflage von 750.000 Stück sollte die
"Magazin Vorschau" damit potentiellen Leserinnen und
Lesern Geschmack machen auf die nächsten Ausgaben. Vom
Einzelhandel sollte das Heft dann kostenlos verteilt werden.
Der Start war für Oktober 2002 geplant. Das Ganze hatte
nur einen Haken: Die Finanzierung sollte durch Anzeigen der
Verlage erfolgen; die Einzelhändler sollten zudem als kleine
Eigenleistung 4 Cent pro Stück bezahlen. Wer die Zeiten
kennt, weiß, was aus der Sache wurde. Eine Beerdigung
erster Klasse. Verschoben nach offizieller Verlagsangabe auf
Anfang 2003, nach momentaner Branchendepression damit wohl auf
den Sankt-Nimmerleins-Tag. Erscheinen sollte die "Magazin
Vorschau" bei Publisher´s Factory, und die
gehört zu Trurnit & Partner in München, spezialisiert
auf Kundenzeitschriften und - zumindest in der Verlagsleitung
- befallen von heftigen Aversionen gegen das Wort "Betriebsrat".
(Da könnten wir auch noch ein paar andere nennen, wie
saz Verlag oder Compact Verlag
) |
09.12.02 |
Zomba: Für eine Handvoll
Dollar |
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Der
Verkauf von BertelsmannSpringer soll dringend benötigte
Nuggets in die Konzernkasse bringen. Die ist nämlich heftig
beansprucht durch den Kauf von Zomba Records (u.a. Backstreet
Boys, N`Sync und Britney Spears), dem bislang größten
unabhängigen Musiklabel. Dafür muss Bertelsmann
jetzt auf Grund eines Vertrags aus 1991 2,73 Mrd. (!) Dollar
an Calders Sumner Shore (Niederlande) überweisen. Das geht
selbst für Bertelsmann nicht aus der Westentasche. Wie
"w&v" unter Berufung auf eine Meldung des Branchendienst
LPC berichtet, hat Bertelsmann dafür einen Kredit über
1,5 Mrd. Euro aufgenommen. Der Kredit wird vom Bankenkonsortium
BNP Paribas, Commerzbank und Citigroup vergeben. Eitel Freude
herrscht bei Zomba-Boss Clive Calder. Er ließ anlässlich
der Geschäftsübergabe an die Bertelsmann Music
Group (BMG) verlauten, der Abschluss der Aquisition sei
"der natürliche Höhepunkt einer erfolgreichen
Geschäftsbeziehung". Ob das nur Lyrik ist oder gar
ein bisschen Hohn mitschwingt? Schließlich gilt der Preis
aus heutiger Sicht als vollkommen überhöht, und bei
2,73 Mrd. Dollar würde wohl jeder von uns einen "natürlichen
Höhepunkt" verspüren. Aber was bleibt uns ´mal
wieder, als Nicht-Zombies und Nicht-Premiums, außer billigem
Sozialneid und der Hoffnung auf profanere Höhepunkte? |
Info |
Darf der Chef E-Mails
lesen? |
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Die Europäische
Kommission hat einen Vergleich der Rechtslage in den Mitgliedsländern
der EU in Auftrag gegeben. Dokumentation und Erläuterung
finden sich unter www.verdi-innotec.de
Dort gibt´s übrigens noch viel mehr interessante
Themen + Veranstaltungs- angebote! Die Focus-Marktanalyse: Der
Markt der Bücher im Wandel ist als Donwload unter www.medialine.de
kostenloserhältlich. Findet sich zwar nichts dramatisch
neues drin, ist aber als Gedankenstütze nicht schlecht.
(bm) |
Info |
Medienkonzentration behindert
den Wettbewerb, |
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"Medienkonzentration behindert
den Wettbewerb, blockiert tendenziellgestaltende Medienpolitik
und führt zum Abbau von Arbeitsplätzen....Aus ökonomischer
Sicht bedeutet Medienkonzentration Nachteile für Mitbewerber
und höhere Barrieren für einen Markteintritt...."
Nachzulesen in der Studie "Die gesellschaftlichen Folgen
der Medienkonzentration" im Auftrag der Landesanstalt für
Medien NRW. (bm) |
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Kirch, DSF, Premiere &
Co. |
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Informationen zu den aktuellen
Vorgängen rund um die Kirch-Gruppe finden Sie unter www.conexx-av.de
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