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Geschichte der DJU


Interview mit
Ingeborg Weber,
der ehemaligen Vorsitzenden der DJU



Interview mit
Dieter Lattmann,
Mitbegründer des
Deutschen
Schriftstellerverbands


Links und Literatur
zum Thema



 
 
 

Sie haben sich selbst als eine politische und soziale Mehrzweckfigur bezeichnet.
Ist die jüngere Generation der Journalisten und Schriftsteller Ihrer Meinung nach gleichgültiger geworden?

Zunächst etwas Positives über diese jüngere Generation der schreibenden Bürger und Bürgerinnen der Republik. Die jungen Journalisten und Schriftsteller sind besser ausgebildet, sie haben meistens einen trainierteren Verstand, sie reflektieren während sie schreiben sehr stark die vorangegangene Literatur. Auf der anderen Seite haben sie eines nicht, was nach meiner Überzeugung zu den Autoren meiner Generation und auch der früheren Generation gehörte: eine soziale Geduld und eine wirkliche Liebe zu den Menschen und Dingen, die man beschreibt. Ich habe das Gefühl, dass die heutige Literatur sehr selbstsicher, aber auch sehr egozentrisch und sehr genusssüchtig ist. Manches scheint mir, als wäre es mit Eistasten auf dem Computer geschrieben.

"Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Schriftstellerverbände"
Aber das ist der Unterschied in den Generationen. Mit etwa Ende dreißig habe ich versucht herauszufinden, was ich nicht bin, und ich denke, es ist für jeden Menschen sehr wichtig - wenn man aus einer Fülle von Hoffnungen und vielleicht auch Fähigkeiten lebt - zu erkennen, wo die eigenen Grenzen liegen.

Als ich Autorinnen und Schriftstellerinnen meiner Generation, die bedeutend begabter als ich waren, nah kennen lernte, fielen mir meine sozialen Möglichkeiten ein. 1962, als mein erster Roman, mein zweites Buch in München herauskam, trat ich dem Schriftstellerverband bei, damals noch Schutzverband deutscher Autoren in Bayern. Es war sehr merkwürdig. Ich war noch nicht lange drinnen, da ging die Bundesvereinigung deutscher Schriftsteller den Bach runter. Sie war wie der Bundesverband der Industrie organisiert, aber es war eine einzige Machtlosigkeit.
Damals wollte niemand Sprecher oder Vorsitzender dieser Organisation werden. Da guckten die mir in die Augen und sagten: "Vielleicht können Sie´s." Mich traf das in einem Moment, wo ich mich genügend kannte und den Wunsch hatte, mich in der eigenen Berufsgruppe sozial zu engagieren.

Dann wurde ich zunächst, es klang bombastisch, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Schriftstellerverbände. Ich besichtigte über ein Jahr lang die Ohnmacht, der ich präsidierte, und beschloss dann mit Freundinnen und Freunden wie Ingeborg Drewitz, Taddhäus Troll, Reinhard Baumgart, Martin Gregor-Dellin, später auch mit Günter Grass, Martin Walser und Heinrich Böll zu sagen: Diese Ohnmacht muss zerstört werden. Unser Stichwort war "Ein Schriftstellerverband ist stärker als dreizehn." Damals gab es elf Bundesländer, einen Übersetzer- und einen Dramatikerfachverband. Daraus entstand dann die "Einigkeit der Einzelgänger". Es war bei mir einfach, und das lag in der Familie, eine Doppelherausforderung:
Ich konnte schreiben; als Schriftsteller war ich, denke ich, ein Brotautor. Ich konnte meine Familie zu einem guten Teil davon ernähren, aber ich gehörte nicht zu den Autoren, die in die Weltliteratur-Geschichte eingehen oder auch nur in die deutsche Literaturgeschichte. Auf der anderen Seite hatte ich nicht wenige Vorfahren, die Berufspolitiker waren, Reichstagsabgeordnete, Bürgermeister, Senatoren, und von daher gab es so eine Sozialpflicht in mir. Die Aufgabe, mehr zu tun, als nur sich um sich selbst und das eigene Werk zu kümmern.

"Ich wollte nicht unnütz sein"
Ich denke, ich habe mein Leben lang eine gewisse Qualität der Brauchbarkeit gehabt, und das wollte ich auch. Ich wollte einfach nicht unnütz sein und nur ich selber, das war mir nicht genug und von daher, war es gar nicht pathetisch, sondern eine Leidenschaft. Ich habe die Doppelleidenschaft dieses Gestaltens mit Worten in der Literatur und Publizistik, und die Gestaltung in der gesetzgebenden Versammlung. Einer von uns musste da rein, und so bin ich Bundestagsabgeordneter geworden, nachdem ich im SPD-Ortsverein Alte Heide hier ganz um die Ecke im Münchner Norden meine Ochsentour gemacht hatte.

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»soziale Geduld«
Dieter Lattmann über den Unterschied in den Generationen und sein Engagement im Schriftstellerverband
 
 
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