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51 Jahre gewerkschaftlich organisierter Journalismus -
Ein Blick auf die Geschichte der dju
"Den Mächtigen
unbequem zu sein und Dinge transparent zu
machen" - diese Aufgabe käme den
in der dju organisierten Journalisten nach
Meinung ihres Kollegen Klaus Bednarz zu.
Bei der Feier ihres 50jährigen Jubiläums
im Mai 2001 in Köln forderten alle
Sprecher, angefangen von Herta Däubler-Gmelin
bis hin zu Eckart Spoo, eine Rückkehr
zu den journalistischen Grundtugenden.
Seit 51 Jahren gibt es eine gewerkschaftliche Organisation der Journalistinnen
und Journalisten als Teil des DGB. Die wechselvolle Geschichte der
dju bis zur Gründung von ver.di schildert diese kurze Zusammenfassung.
Hier finden sich viele Literaturhinweise und Links zum Thema "Geschichte
der dju".
Beim Münchener Gründungskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes
im Oktober 1949 wurde die Berufsgruppe der Journalistinnen und Journalisten
zunächst der Gewerkschaft "Kunst" zugeordnet. Vorsitzender
des Berufsverbandes, der seinen Sitz bei der Gewerkschaft Kunst
in München hatte, war Wilhelm Endrulat. Andere Journalisten
schlossen sich der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
(HBV) an. "Da es zu Beginn der 50er Jahre nur wenige Verlage
gab, die auch über eine eigene Druckerei verfügten, beschränkte
sich die organisatorische Präsenz der IG Druck und Papier in
Zeitungsverlagen auf die etwa zehn bis 15 Prozent der Verlage mit
eigener Druckerei. Hier gab es allerdings auch vereinzelt Journalisten,
die Mitglied in der IG Druck und Papier waren." (vgl. Klaus
Betz: "Vom "Berufsverband" in der Gewerkschaft Kunst
zur "Berufsgruppe" in der Industriegewerkschaft Druck
und Papier 1949 - 1951", in "Publizistik & Kunst",
4/91)
Um die Aufsplitterung der Journalisten in verschiedene Teilgewerkschaften
zu beenden, diskutierte man am 29. Januar 1951 beim DGB-Bundesvorstand
in Düsseldorf darüber, zu welcher der drei Teilgewerkschaften
die Journalisten eingegliedert werden sollen. Der DBG Bundesvorstand
entschied sich für die IG Druck und Papier, so dass "die
zuvor noch so hartnäckig streitenden Kontrahenten Gewerkschaft
Kunst und Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in dieser
Lösung noch das kleinere "Übel" erblickten."
(vgl. Betz). Maßgeblich beteiligt an dieser Entscheidung war
der damalige Gründungsvorsitzende August Enderle.
Am 1. April 1951 wurde die gewerkschaftliche Organisation der Journalisten
und Schriftsteller als Teil der Industriegewerkschaft Druck und
Papier im DGB gegründet.
1960 gab sich diese Berufsgruppe den Namen
"Deutsche Journalisten Union".
Die Berufsgruppe der Schriftsteller gehörte
zunächst dazu, spaltete sich aber
später ab und gründete einen
eigenen Verband mit dem Namen "VS
- Verband Deutscher Schriftsteller"
(Interview mit
Dieter Lattmann, Mitbegründer des
VS).
Erstmals in der Geschichte Deutschlands
kam es dazu, dass sich Journalisten einer
gewerkschaftlichen Organisation anschlossen,
die nicht nur deren eigene Interessen
vertrat.
In den ersten Jahren ihres Bestehens bemühte sich die Berufsgruppe
der Journalisten im DGB vergeblich um ihre Anerkennung als Tarifpartner.
Bis 1966 wurde dies von Seiten der Verleger verweigert:
"Der IG Druck und Papier fehlte damit eine wichtige Voraussetzung,
um die Interessen der bei ihr organisierten Journalisten wirksam
zu vertreten. Dies dürfte ein Grund dafür gewesen sein,
dass in der dju im Jahr 1965 mit 1200 Mitgliedern deutlich weniger
Journalisten organisiert waren als im DJV. Allerdings ist hier zu
berücksichtigen, dass in der dju nur Journalisten der Printmedien
organisiert waren. Die gewerkschaftlich organisierten Journalisten
im Rundfunk wurden durch die Rundfunk-Fernseh-Film-Union (RFFU)
vertreten." (vgl. Bernhard Fritsch, Das Problem der inneren
Pressefreiheit", Kap. 2.1 Journalistenverbände, 1994).
Erst im Jahre 1966 setzte die Aktion "Federblitz" des
IG Druck-Landesbezirks Nordrhein-Westfalen durch, dass die dju als
Tarifpartei anerkannt wurde. (Interview
mit Ingeborg Weber, ehemalige dju-Vorsitzende in München).
1989 schloss sich die IG Druck und Papier mit der Gewerkschaft
Kunst zur IG Medien zusammen. Hier bildete die dju zusammen mit
dem früheren DJV-Landesverband SWJV die "Fachgruppe Journalismus
in der Industriegewerkschaft Medien". Verbandsorgan war die
von Januar 1952 bis Dezember 1989 monatlich erscheinende Zeitschrift
"Die Feder", herausgegeben vom Hauptvorstand der IG Druck
und Papier. Danach hieß die Zeitschrift "Publizistik
& Kunst" (Untertitel: "Zeitschrift der IG Medien").
Seit Januar 1994 gibt es die Zeitschrift "Menschen machen Medien"
www.igmedien.de/publikationen/m/ ,die von den IG Medien und jetzt
von ver.di herausgegeben wird.
Seit der Gründung von ver.di gehört die Fachgruppe Journalismus
dem neuen Fachbereich 8 an, in dem die Gruppen Medien, Kunst und
Kultur, Druck und Papier, industrielle Dienste und Produktion zusammengefasst
sind. Heute zählt die dju knapp 21.000 Mitglieder, wovon die
meisten für Printmedien tätig sind.
"Den Mächtigen unbequem zu
sein und Dinge transparent zu machen",
erwartet Klaus Bednarz von den gewerkschaftlich
organisierten Kolleginnen und Kollegen.
Auf der 50-Jahr-Feier im Mai 2001 der
dju in Köln kritisierte er, dass
originäre und investigative Eigenleistungen
der Journalisten immer weniger würden.
Dies läge zum Teil am Sparzwang und
am Zeitdruck in den Redaktionen, aber
auch an "purer Bequemlichkeit".
Bednarz rief die dju auf, die Rückkehr
zu den journalistischen Grundtugenden
zu fördern. Wie Bednarz forderte
auch Eckart Spoo, Vorsitzender der dju
von 1970 bis 1986, einen in jeder Hinsicht
unabhängigen Journalismus. Journalismus
solle auch in Zukunft die öffentliche
Meinungsbildung unterstützen. (vgl.
"Menschen machen Medien", April
2001, Nr. 4, Jahrgang 50).
Links zum Thema:
Literatur zum Thema:
- Klaus Betz, in: "Publizistik & Kunst", 4/91, "Vom
Berufsverband in der Gewerkschaft Kunst zur "Berufsgruppe"
in der IG Druck und Papier 1949-1951: Journalistinnen und Journalisten
in der Industriegewerkschaft"
- Gerhard Manthey in: "Publizistik & Kunst" 4/91,
"40 Jahre erfolgreiche Tarifpolitik durch Gewerkschaft. Mit
der "Aktion Federblitz" wurden die Weichen neu gestellt."
- Hartmut Schergel, in: "Publizistik & Kunst", 4/91,
"Wir sind "richtige" Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen
geworden. Zur aktuellen Situation der Journalistinnen und Journalisten
in ihrer gewerkschaftlichen Organisation"
- Bernhard Fritsch, "Das Problem der inneren Pressefreiheit",
1994
- Bernt Engelmann/ Eckart Spoo u.a. "Wir sind so frei, Künstler
und Publizisten gegen politischen und wirtschaftlichen Druck",
1984
- Dieter Schuster, "Die Deutsche Gewerkschaftsbewegung",
DGB, Köln 1980
- Martin Kempe, "Die Kraft kommt von den Wurzeln - Perspektiven
der Gewerkschaftsbewegung in Deutschland", Frankfurt/M. 1990
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