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Interview mit Dr. Gabriele Hooffacker
Dr. Gabriele Hooffacker ist eine Pionierin
des Online-Journalismus. Sie hat die Journalistenakademie
in München mit aufgebaut, wo Online-Redakteure ausgebildet
werden. Jörg Werner Schmidt sprach mit ihr über die Zukunft
und die Chancen des Online-Journalismus.
Wie sieht die Zukunft des Online-Journalismus
aus?
Für mich ist der Online-Journalismus deshalb so spannend, weil
unter der Oberfläche Online im Augenblick ausprobiert wird,
wie Medien in zehn Jahren aussehen, wie wir sie benutzen und was
wir mit ihnen machen können. Wir werden digitales Radio und
digitales Fernsehen haben und wir kommunizieren mit Hilfe der Medien.
Mit welchen Geräten wir dann arbeiten werden, wissen wir auch
nicht. Auf jeden Fall wird es digital weiter gehen. Die Besonderheit
wird erhalten bleiben, dass über dieses Medium kommuniziert
wird. Und auf jeden Fall wird die Kombination der verschiedenen
Medien erhalten bleiben: etwas zum Hören, Bewegtbilder, viel
Fotografie und natürlich viel Text. Online-Journalismus wird
immer text-basiert sein.
Das heißt aber auch, dass man sich
als Journalist quer durch die Medien fit
machen sollte. Ich denke, es schadet überhaupt
nicht, wenn man nicht nur auf Print oder
auf Radio spezialisiert ist, sondern wenn
man mit mehreren Medien umgehen und mediengerecht
schreiben und gestalten kann.
Was muss
ein Online-Journalist mitbringen?
Schreiben können, Spaß am Schreiben
und am visuellen Umsetzen. Man muss visuell
denken und man muss Freude am Kommunizieren
haben. Denn es ist ja ein interaktives
Medium. Ich muss mitdenken: Wie geht mein
User an dieses Medium ran? Wo will er
hinklicken? Was kann ich ihm anbieten?
Welche Links geben ihm die richtigen Auswahlmöglichkeiten?
Natürlich muss ich schreiben und
organisieren und moderieren können.
Die Moderationsfähigkeit ist sicher
auch etwas, was hier gefragt ist.
Ich würde unbedingt empfehlen, mehrgleisig zu fahren: die Kombination
Print plus Online aber auch Radio plus Online oder Fernsehen plus
Online. Wer heute einen Beitrag für eines der Medien macht,
muss mit bedenken, wie der zugehörige Online-Auftritt aussehen
könnte, welchen Service man online anbieten kann, welche weiterführenden
Links, welche Diskussionsforen, Expertenchats und so weiter.
Die Nähe zum Journalismus muss immer gegeben sein. Man kann
in keiner Ausbildung aus jemandem, der keine Lust am Schreiben hat,
einen begeisterten Journalisten machen. Man muss sich also selber
fragen: Macht es mir Spaß, für andere zu schreiben. Das
ist etwas anderes, als Tagebuch oder wissenschaftlich zu schreiben.
Wer aber weiß, dass er Spaß am Schreiben hat, kann bei
uns das Dazugehörige Handwerk lernen. Wer sagt: Vor einem
leeren
Blatt oder einem leeren Bildschirm wird mir ganz anders", sollte
es lassen.
Die Journalistenakademie bietet seit
kurzem die Ausbildung zur Pressearbeit Online an. Was unterscheidet
diese vom Online-Journalismus?
Eigentlich müsste der Lehrgang Organisationskommunikation
Online" heißen. Hier geht es um Unternehmenskommunikation:
nicht im Auftrag eines Mediums oder in öffentlichem Auftrag,
sondern darum, Themen eines Unternehmens nach innen und außen
zu kommunizieren. Hier braucht man auch betriebswirtschaftliche
Kenntnisse. Man muss wissen, wie ein Unternehmen funktioniert und
warum Kommunikation ein so wichtiger Faktor in einem
Unternehmen ist, aber auch, wie man Unternehmensziele mithilfe der
Medien kommuniziert. Auch dazu ist es Vorraussetzung, Freude am
Kommunizieren zu haben.
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vita |
Die
promovierte Germanistin hat zahlreiche Bücher zu allen
Fragen des Journalismus verfasst. Ihr Anliegen ist die Qualifizierung
von Journalisten, besonders im Online-Bereich. |

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