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Hörfunk - Nahrung für die Ohren
Fernsehen und Internet - viele glauben, dass diese
Medien als natürliche Feinde den Hörfunk ins Abseits zu
drängen drohen. Weit gefehlt. Die Medienanalysen der letzten
Jahre läuten nicht etwa die Totenglocken für das Radio,
sondern bestätigen seine starke Position in der Medienlandschaft.
Rund 80 % der Bundesbürger leihen dem Radio täglich für
durchschnittlich etwa drei Stunden ihr Ohr. Die hohe Zahl der Ohrkonsumenten
ist seit Jahrzehnten konstant - egal, ob Jugendliche oder Rentner
- und heute lauscht man den Radioprogrammen pro Tag sogar länger
als vor 30 Jahren. Und wo viel gehört wird, werden Radiomacher
gebraucht.
Radioland
Bayern
Wenn es in Deutschland Hörmuffel gibt, gehören die Bayern
nicht dazu. Mit
84 % der über 14-Jährigen, die täglich fast 3,7 Stunden
Radio hören, liegen sie knapp über dem bundesdeutschen
Durchschnitt. Täglich sind das mehr als
7,5 Mio Menschen. Vielleicht liegt das an der bayerischen Radiolandschaft.
Wer
in Deutschlands Medienland Nr. 1 Radio hören will, könnte
mehr als nur zwei Ohren brauchen. Das Angebot ist riesig. Nicht
nur der öffentlich-rechtliche Traditionsbetrieb Bayerischer
Rundfunk versorgt die Bayern durch seine fünf Hörfunkprogramme
mit Musik und Information. Die Bayerische Landesmedien-
anstalt BLM listet
fast 80 überregionale und lokale Privat-Sender auf. München
und Nürnberg teilen sich mit je 13 Sendern Platz eins im Senderangebot,
aber auch andere Großstädte und das "Hinterland"
sind gut versorgt.
Kleine Lokalradios sind dabei nicht nur etwas für radiophile
Individualisten. Mit fast 30 % Reichweite liegen sie ganz vorne
in der bayerischen Hörergunst, so die jüngste Funkanalyse
der BLM. Marktführer in bezug auf die tägliche Hördauer
bleiben jedoch die Großen: der BR und Antenne Bayern mit zusammen
über
60 % der Marktanteile.
Auch Bayerns Internet klingt. Allein der BR bietet vier seiner fünf
Programme als Live-Stream an. Weitere 31 bayerische Sender kann
man per Mausklick und somit weltweit empfangen.
Viel Radio schafft viel Arbeit. Etwa 2000 feste und freie Mitarbeiter
machen für den privaten Hörfunk Programm; für den
BR sitzen rund 500 feste Mitarbeiter in den Redaktionen. Das Heer
der freien BR-Journalisten ist weit höher.
Mit den
Ohren denken - Berufsbild Hörfunkjournalist
Radiojournalisten und -redateure tun all das, was ihre Kollegen
aus anderen Bereichen auch tun: Recherchieren, Schreiben, Redigieren,
Konzipieren, Konferieren. Wie alle Journalisten wissen Radiojournalisten
über vieles etwas, über manches viel und haben keine Scheu,
mit jedem über alles zu reden.
Oft muss alles besonders schnell gehen, so schnell, wie das Medium
Radio selber ist mit Aktualisierungen mehrmals täglich. Der
Extremfall ist die Life-Sendung. Je nach Sparte und Art der redaktionellen
Beiträge ist nicht nur die übliche Sprachgewandtheit,
sondern auch die sprachliche und persönliche
ad-hoc-Präsenz eines Moderators gefragt. Die Aktualität
des Mediums beisst
sich nicht nur mit einem geruhsamen Arbeitsstil - ihr fällt
auch regelmäßig Freizeit zum Opfer, was Radiomachern
eine hohe Belastbarkeit abverlangt.
Ganz spezifisch für gute Radiojournalisten ist die Fähigkeit,
"mit den Ohren zu denken". Da sind gute "akustische
Drehbücher", klangliches Vorstellungs-
vermögen und eine akustisch eingängige Sprache mit der
richtigen Mischung aus Kürze, Verweilen und moderater bis dichter
Informationsdosierung gefragt. Maß aller Beiträge ist
nicht die Zeile, sondern die Sendeminute.
Die Technik des Radiomachens liegt heute in vielen Fällen
direkt in den Händen von Radiojournalisten: Sie bedienen mobile
Aufnahmegeräte vor Ort (praktisch und heute viel verwendet
sind Minidisc-Geräte), schneiden selber digital oder analog,
"fahren" Sendungen im Studio. Tun sie dies nicht selber,
sind sie auf eine gute Kommunikation mit Sendetechnikern und Produktionsteam
angewiesen. Der Arbeitsplatz am Computer ist heute selbstverständlich,
nicht nur als Schreibmaschine, sondern auch als digitaler Schneideplatz
oder, in den Zeiten des Internetradio, zur Programmierung von Webseiten.

Die Tür
zur Radioarbeit: Praxis, Praxis, Praxis - Einstieg und Ausbildung
Wie in fast allen journalistischen Bereichen sind Volontariate
gute, praxisnahe und vor allem auch aussichtsreiche Einstiegsmöglichkeiten.
Wer wissen will, ob ihm Radiojournalismus überhaupt schmeckt,
sollte schon vorher ein Praktikum bei einem Sender machen.
Journalistenschulen oder Uni-Studiengänge, die generell für
Journalisten empfehlenswert sind - Journalismus, Publizismus, Germanistik,
Kommunika-
tions-, Literatur- oder Theaterwissenschaft - sind natürlich
auch für Radiojourna-
listen eine geeignete Vorbereitung, wenn auch kein Muss. Talentierte
Querein-
steiger haben immer eine Chance, vor allem in fachlichen Nischen.
Skripte und Demo-Bänder aus freier Mitarbeit können hier
Türen öffnen.
In Deutschland einzigartig sind die beiden Aus-
und Fortbildungskanäle Bayerns, M
94,5 in München und max
in Nürnberg. Träger ist die 1995 gegründete gemeinnützige
Aus- und Fortbildungs GmbH für elektronische Medien. Die beiden
Lernradios bieten die Möglichkeit, in aller Öffentlichkeit
die Grundlagen des Radiomachens zu lernen und zu üben. Angehende
Journalisten, Redakteure, Moderatoren oder Produzenten gestalten
- ohne kommerziellen Erfolgsdruck und unter fachkompetenter Betreuung
- eigenverantwortlich Programm und erfahren "on air" das
Phänomen "learning by doing".
KriB
Information
Lesenswert für angehende Radiojournalisten sind die Taschenbücher
vom List-Verlag zum Thema:
Radio-
Journalismus
Radio-Nachrichten
Radio-Lexikon
Sprechertraining
Wer sich generell über Hörfunk in Bayern, Sender und Ausbildung
informieren will, sollte unbedingt folgende Links anschauen (was
weitere interessante Links beschert...):
Bayerische Landesmediensnstalt, Hörfunk
MedienCampus
Bayern e.V.
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