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Liefern Sie
zu Bildreportagen auch den Text? Wenn ja,
können Sie ein Beispiel nennen?
Ich mache üblicherweise keine Texte.
Diese Kombination gelingt nur sehr wenigen
Leuten. Mir gelingt sie sicher nicht.
Ich habe zwar über Südafrika mal einen
Artikel geschrieben, aber da brauche ich
zu viel Zeit zum Schreiben, das macht
wenig Sinn. Klar kann man auch mal etwas
schreiben, aber das ist nicht mein Interesse.
Wenn Sie zehn
Jahre zurückblicken: Was hat sich technisch
und thematisch hauptsächlich an Ihrer
Arbeit geändert?
Die Technik hat sich ganz entscheidend
verändert. Wir haben die Analogfotografie
durch digitale Fotografie ersetzt. Die
Vermarktung ist heute 100 Prozent digital.
Ich fotografiere nach wie vor analog.
Das hat bestimmte Gründe, die jetzt zu
weit führen würden. Aber auch ich werde
in den nächsten ein bis zwei Jahren regelmäßig
mit der Digitalkamera arbeiten.
Hat sich auch
an der Auftragslage etwas geändert?
Hier gibt es immer wieder Veränderungen
und Weiterentwicklungen. Es gibt die Tendenz,
immer weniger Aufträge zu vergeben und
sich statt dessen Bilder auf dem freien
Markt zu beschaffen. Das ist ein grundsätzliches
Problem, das viele Kollegen haben, die
stark auftragsabhängig arbeiten. Ich hatte
das Glück, neben der Auftragsarbeit auch
in Eigenregie auftragsunabhängig produzieren
zu können, was ja für meine thematische
Arbeit unabdingbar ist. Von daher kommen
viele Redaktionen auf mich zu und versuchen,
bei mir Themen zu finden, was ein großer
Vorteil ist.
Sie sind also
in der glücklichen Lage, mit Ihrem Aufgabengebiet
eine lukrative Nische gefunden zu haben?
Nische ist nicht ganz richtig formuliert.
Ich habe mein Thema und stehe hier zum
Glück auf beruflich auf zwei Beinen. Das
eine ist die Aufragsarbeit, das andere
mein Archiv. Ich würde jedem Kollegen
empfehlen, sich mehrere Einnahmequellen
zu sichern. Es ist unwahrscheinlich schwer,
nur von Auftragsarbeiten zu leben. Hinter
meiner Arbeitsweise steckt die Notwendigkeit,
ein hervorragend organisiertes Archiv
zu haben und eine eigene Strategie, wie
man sein Material anbietet. Viele Kollegen,
die nur über Auftragsarbeiten ihr Geld
verdienen, wissen nicht, was sie für Schätze
im Archiv haben oder sind überhaupt nicht
in der Lage, die Zweitverwertung zu organisieren,
die für jeden Journalisten unabdingbar
ist.
Ein Journalist kann nicht nur vom Auftragshonorar
allein leben. Er ist darauf angewiesen,
dass er Material in jedem Fall weiter
nutzen darf. Er sollte sich die Rechte
für das im Auftrag produzierte Material
nicht nehmen lassen, um die Möglichkeit
zu haben, dieses auf zweitem und drittem
Wege zu vermarkten.
Sie haben Frage
der Rechte am Material angesprochen. Anscheinend
besteht nicht nur dieser Hinsicht Aufklärungsbedarf
unter den Kollegen, sondern auch ein genereller
Informationsbedarf. Inwiefern leistet
die Gewerkschaft, in Ihrem Fall die DJU,
in der Sie Mitglied sind, hier Hilfestellung
und was bietet Ihnen persönlich die Mitgliedschaft?
Ich denke, in einer Gewerkschaft organisiert
zu sein, bedeutet in der Hauptsache zweierlei:
Auf der einen Seite bietet sie die klassischen
Möglichkeiten, wie zum Beispiel Rechtsschutz
zu bekommen oder sich Rechtsauskünfte
einholen zu können. Viel wichtiger ist
aber, dass man sich mit Kollegen verständigen
und austauschen kann, dass man kompetente
Ansprechpartner findet, die einem bei
kleineren Problemen im Alltag weiterhelfen.
Man muss schnell wissen, wie eine Redaktion
arbeitet, wie die Honorarstrukturen sind
und was ich bei einem Vertrag beachten
muss. All diese Dinge haben eine enorme
Bedeutung für uns und hier bedarf es einer
gut strukturierten gewerkschaftlichen
Unterstützung. Da meine ich, ist noch
viel zu leisten seitens der Gewerkschaften.
Aber durch die neuen schnellen Informationsmöglichkeiten,
die Techniken wie Internet oder Rundmails
eröffnen, sehe ich die Zukunft sehr positiv.
Da wird sich hoffentlich in den nächsten
Jahren viel zu unserem Vorteil bewegen.
Was würden Sie
einem jungen Menschen raten, der Fotojournalist
werden will? Wie soll er es angehen?
Er darf sich nicht mit einem Gemischtwarenladen
hinstellen und glauben, dass jemand einfach
so seine Fotos kauft. Deshalb muss er
wissen, was er fachlich kann, was er gern
fotografieren möchte und wo er hingehört.
Er muss sein Thema finden. Ist er jemand,
der gut mit Menschen umgehen kann oder
einer, dem Sachfotografie mehr liegt?
Auch die kaufmännische und organisatorische
Struktur muß er klar bedenken.
Wenn er diese Fragen für sich geklärt
hat, glaube ich, dass jeder Kollege, der
seinen Beruf ernsthaft betreibt, seine
Nische - und das ist nicht negativ gemeint
- eben seinen Platz findet. Die meisten
freien Kollegen, die heute rausfallen,
scheitern deswegen, weil sie nicht wissen,
was sie eigentlich fotografieren wollen.
Natürlich auch an einer mangelnden Markteinschätzung
- der Seitenumfang von Magazinen wie "Geo"
oder "Stern" ist eben begrenzt.
Wir haben über
die Situation der freien Bildjournalisten
gesprochen. Können Sie etwas zur aktuellen
Situation von angestellten Fotografen
bei Zeitungsverlagen sagen?
Selbst große überregionale Zeitungen
beschäftigen nur sehr wenige festangestellte
Fotografen. Diese sind gut bezahlt, aber
es ist meiner Meinung nach sehr schwer,
da einen Job zu ergattern.
Viele Fotografen arbeiten als Freelancer
für Tageszeitungen im regionalen Bereich,
wo das Geschäft aber immer härter wird.
Die Preise für Bilder fallen, so nach
dem Motto: Du hast doch eine Digitalkamera
- da brauchst du doch kein Filmmaterial
mehr. Das ist völliger Blödsinn: Die Digitalkamera
ist nach spätestens 1 ½ bis 2 Jahren technisch
überholt und nicht mehr zu gebrauchen.
Nach diesem Zeitraum müssen zwischen 10.000,-
und 15.000,- DM amortisiert sein. Ich
kenne Kollegen, die mir beinahe täglich
berichten, dass ihnen schon wieder niedrigere
Preise von den Redaktionen diktiert wurden.
So gesehen wird es da nicht einfacher.
Herr Bachmeier,
vielen Dank für die interessanten Einblicke
und dafür, dass Sie sich die Zeit genommen
haben.
Infos und Literatur
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vita |
- geb. 1957 in
München
- 2. Bildungsweg - Studium FH
Köln Dipl. Photoing. (Fotografie
u. Medientechnik)
- seit 1982 freier Fotojournalist
mit Bildarchiv:
- Schwerpunkt: Industrie- u.
Arbeitswelt, Kultur, Soziales,
Portrait
- lebt und arbeitet in Ebersberg
(25km östlich von München)
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