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Beruf Bildredakteur

Beruf Fotojournalist

Interview
mit Fotojournalist Werner Bachmeier

Infos und Literatur

 
 
 
 
 
 
 

Liefern Sie zu Bildreportagen auch den Text? Wenn ja, können Sie ein Beispiel nennen?

Ich mache üblicherweise keine Texte. Diese Kombination gelingt nur sehr wenigen Leuten. Mir gelingt sie sicher nicht. Ich habe zwar über Südafrika mal einen Artikel geschrieben, aber da brauche ich zu viel Zeit zum Schreiben, das macht wenig Sinn. Klar kann man auch mal etwas schreiben, aber das ist nicht mein Interesse.

Wenn Sie zehn Jahre zurückblicken: Was hat sich technisch und thematisch hauptsächlich an Ihrer Arbeit geändert?

Die Technik hat sich ganz entscheidend verändert. Wir haben die Analogfotografie durch digitale Fotografie ersetzt. Die Vermarktung ist heute 100 Prozent digital. Ich fotografiere nach wie vor analog. Das hat bestimmte Gründe, die jetzt zu weit führen würden. Aber auch ich werde in den nächsten ein bis zwei Jahren regelmäßig mit der Digitalkamera arbeiten.

Hat sich auch an der Auftragslage etwas geändert?

Hier gibt es immer wieder Veränderungen und Weiterentwicklungen. Es gibt die Tendenz, immer weniger Aufträge zu vergeben und sich statt dessen Bilder auf dem freien Markt zu beschaffen. Das ist ein grundsätzliches Problem, das viele Kollegen haben, die stark auftragsabhängig arbeiten. Ich hatte das Glück, neben der Auftragsarbeit auch in Eigenregie auftragsunabhängig produzieren zu können, was ja für meine thematische Arbeit unabdingbar ist. Von daher kommen viele Redaktionen auf mich zu und versuchen, bei mir Themen zu finden, was ein großer Vorteil ist.

Sie sind also in der glücklichen Lage, mit Ihrem Aufgabengebiet eine lukrative Nische gefunden zu haben?

Nische ist nicht ganz richtig formuliert. Ich habe mein Thema und stehe hier zum Glück auf beruflich auf zwei Beinen. Das eine ist die Aufragsarbeit, das andere mein Archiv. Ich würde jedem Kollegen empfehlen, sich mehrere Einnahmequellen zu sichern. Es ist unwahrscheinlich schwer, nur von Auftragsarbeiten zu leben. Hinter meiner Arbeitsweise steckt die Notwendigkeit, ein hervorragend organisiertes Archiv zu haben und eine eigene Strategie, wie man sein Material anbietet. Viele Kollegen, die nur über Auftragsarbeiten ihr Geld verdienen, wissen nicht, was sie für Schätze im Archiv haben oder sind überhaupt nicht in der Lage, die Zweitverwertung zu organisieren, die für jeden Journalisten unabdingbar ist.
Ein Journalist kann nicht nur vom Auftragshonorar allein leben. Er ist darauf angewiesen, dass er Material in jedem Fall weiter nutzen darf. Er sollte sich die Rechte für das im Auftrag produzierte Material nicht nehmen lassen, um die Möglichkeit zu haben, dieses auf zweitem und drittem Wege zu vermarkten.

Sie haben Frage der Rechte am Material angesprochen. Anscheinend besteht nicht nur dieser Hinsicht Aufklärungsbedarf unter den Kollegen, sondern auch ein genereller Informationsbedarf. Inwiefern leistet die Gewerkschaft, in Ihrem Fall die DJU, in der Sie Mitglied sind, hier Hilfestellung und was bietet Ihnen persönlich die Mitgliedschaft?

Ich denke, in einer Gewerkschaft organisiert zu sein, bedeutet in der Hauptsache zweierlei: Auf der einen Seite bietet sie die klassischen Möglichkeiten, wie zum Beispiel Rechtsschutz zu bekommen oder sich Rechtsauskünfte einholen zu können. Viel wichtiger ist aber, dass man sich mit Kollegen verständigen und austauschen kann, dass man kompetente Ansprechpartner findet, die einem bei kleineren Problemen im Alltag weiterhelfen.
Man muss schnell wissen, wie eine Redaktion arbeitet, wie die Honorarstrukturen sind und was ich bei einem Vertrag beachten muss. All diese Dinge haben eine enorme Bedeutung für uns und hier bedarf es einer gut strukturierten gewerkschaftlichen Unterstützung. Da meine ich, ist noch viel zu leisten seitens der Gewerkschaften. Aber durch die neuen schnellen Informationsmöglichkeiten, die Techniken wie Internet oder Rundmails eröffnen, sehe ich die Zukunft sehr positiv. Da wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren viel zu unserem Vorteil bewegen.

Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der Fotojournalist werden will? Wie soll er es angehen?

Er darf sich nicht mit einem Gemischtwarenladen hinstellen und glauben, dass jemand einfach so seine Fotos kauft. Deshalb muss er wissen, was er fachlich kann, was er gern fotografieren möchte und wo er hingehört. Er muss sein Thema finden. Ist er jemand, der gut mit Menschen umgehen kann oder einer, dem Sachfotografie mehr liegt? Auch die kaufmännische und organisatorische Struktur muß er klar bedenken.
Wenn er diese Fragen für sich geklärt hat, glaube ich, dass jeder Kollege, der seinen Beruf ernsthaft betreibt, seine Nische - und das ist nicht negativ gemeint - eben seinen Platz findet. Die meisten freien Kollegen, die heute rausfallen, scheitern deswegen, weil sie nicht wissen, was sie eigentlich fotografieren wollen. Natürlich auch an einer mangelnden Markteinschätzung - der Seitenumfang von Magazinen wie "Geo" oder "Stern" ist eben begrenzt.

Wir haben über die Situation der freien Bildjournalisten gesprochen. Können Sie etwas zur aktuellen Situation von angestellten Fotografen bei Zeitungsverlagen sagen?

Selbst große überregionale Zeitungen beschäftigen nur sehr wenige festangestellte Fotografen. Diese sind gut bezahlt, aber es ist meiner Meinung nach sehr schwer, da einen Job zu ergattern.
Viele Fotografen arbeiten als Freelancer für Tageszeitungen im regionalen Bereich, wo das Geschäft aber immer härter wird. Die Preise für Bilder fallen, so nach dem Motto: Du hast doch eine Digitalkamera - da brauchst du doch kein Filmmaterial mehr. Das ist völliger Blödsinn: Die Digitalkamera ist nach spätestens 1 ½ bis 2 Jahren technisch überholt und nicht mehr zu gebrauchen. Nach diesem Zeitraum müssen zwischen 10.000,- und 15.000,- DM amortisiert sein. Ich kenne Kollegen, die mir beinahe täglich berichten, dass ihnen schon wieder niedrigere Preise von den Redaktionen diktiert wurden. So gesehen wird es da nicht einfacher.

Herr Bachmeier, vielen Dank für die interessanten Einblicke und dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Infos und Literatur

vita
  • geb. 1957 in München
  • 2. Bildungsweg - Studium FH Köln Dipl. Photoing. (Fotografie u. Medientechnik)
  • seit 1982 freier Fotojournalist mit Bildarchiv:
  • Schwerpunkt: Industrie- u. Arbeitswelt, Kultur, Soziales, Portrait
  • lebt und arbeitet in Ebersberg (25km östlich von München)

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